Auf der Spur des Tempelritters aus Verona

Nach mehr als 900 Jahren kam in Verona ein Sarkophag zum Vorschein, dessen Symbole auf den Templerorden hinweisen. Eine DNA-Analyse der Gebeine soll die bisherige Vermutung bestätigen.

Die Tempelritter des Mittelalters haben in Österreich kaum Spuren hinterlassen. Dennoch läuft an der Universität Salzburg ein transdisziplinäres Forschungsprojekt, bei dem ein Großmeister der Templer, Arnau de Torroja, im Mittelpunkt steht. Daniele Mattiangeli vom Fachbereich Privatrecht an der Uni bezeichnet es als Zufall, dass die vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Forschung hier angelaufen ist. „Ich habe in Rom Mauro Giorgio Ferretti kennengelernt, und der hat mir von einem noch nicht detailliert untersuchten Steinsarkophag in Verona mit den Gebeinen des Templers de Torroja erzählt.“ Mattiangeli, der schon im Zuge seines Studiums von Rom nach Salzburg gekommen ist, konnte die Uni Salzburg für weitergehende Forschungen gewinnen.

Die Tempelritter waren ein geistlicher Ritterorden, der 1118 nach dem ersten Kreuzzug gegründet wurde und sein erstes Hauptquartier in Jerusalem hatte. Auch der englische König Richard I. – in Österreich besser als Löwenherz bekannt – wurde im Gewand eines Templers dargestellt. Zwei Jahrhunderte nach seiner Gründung wurde der Orden wegen des Vorwurfs der Ketzerei angeklagt, 1312 von Papst Clemens V. verboten, und die Mitglieder waren einer grausamen Verfolgung ausgesetzt.

Ein Großmeister im Steinsarg?

In der Neuzeit kam es wieder zur Gründung einiger Templervereinigungen. Mauro Giorgio Ferretti, der die Stellung eines Magister Templi der „Templari Cattolici d'Italia“ innehat, hat den Sarkophag in der Kirche San Fermo in Verona gleichsam entdeckt. Die Kirche, deren heutiger Bau aus dem 11. Jahrhundert stammt, wurde 2016 grundlegend restauriert. Dabei kam unter Bauschutt und Sperrmüll der besagte Sarkophag zutage. „Die Gestaltung des Steindeckels mit Kreuz und Schwert weist auf die Templer hin“, sagt Mattiangeli. Und die Stellung des Schwerts, so der Salzburger Rechtshistoriker, war ein Symbol, das nur ein Großmeister des Ordens beanspruchen konnten.

Es könnte sich um das einzige wiederentdeckte Grab eines Großmeisters der Tempelritter handeln, und zwar vermutlich um jenes von Arnau de Torroja. Nach Dokumenten aus dem vatikanischen Archiv war San Fermo zwischen dem Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts eine der Templerkirchen. Zuvor gehörte sie den Benediktinern, nach der Enteignung der Templer kam sie zu den Franziskanern. Eine erste Radiocarbonuntersuchung datiert das Hauptskelett des Sarkophags in die Zeit der Auflösung des Templerordens. Der Templergroßmeister Arnau de Torroja erkrankte während einer Reise in Verona und starb am 30. September 1184. Damals wollte Torroja Hilfe für das bedrängte Jerusalem erwirken.

Die ersten Untersuchungen des Skeletts lieferten ungenügende Daten und verliefen nicht zur Zufriedenheit des Sarkophag-Entdeckers Ferretti – und so kam die Uni Salzburg ins Spiel. Der Steinsarg wurde übrigens mehrfach benutzt. Über dem ältesten Skelett aus dem Ende des 12. Jahrhunderts liegen die Gebeine einer Frau und eines Kindes, die nach der Datierung 300 Jahre später bestattet wurden. Die Uni Salzburg wird nun neuerlich eine Radiocarbondatierung und unter anderem auch eine DNA-Untersuchung vornehmen.

Ein Bruder von Arnau de Torroja war Erzbischof von Tarragona (Spanien). Mit diesem, Guillem de Torroja, soll die DNA von Verona verglichen werden. Dann erst gibt es Gewissheit um die Gebeine aus dem Sarkophag von San Fermo.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2019)

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