Das zweitgrößte Land Südamerikas steht wieder einmal vor dem Staatsbankrott. Während die Argentinier entspannt bleiben, verlieren die Finanzmärkte die Nerven.
Argentinien kann man sich als eine große Party vorstellen, zu der alle eingeladen sind: Die Italiener nehmen köstliche Speisen mit, die Franzosen erlesenen Wein, die Deutschen süffiges Bier und die Spanier ihr heißblütiges Temperament. Es wird spät gegessen, viel getrunken und ausgiebig gelacht; über Fußball philosophiert, über Politik gestritten und leidenschaftlich getanzt. Doch plötzlich klopft es an der Tür: Die Rezession ist da und hat wieder einmal die Pleite mitgebracht.
Diese Szene wiederholt sich in dem stark von europäischen Einwanderern geprägten Land etwa alle zehn Jahre – und nun ist es wieder soweit: Argentinien steht kurz vor dem Staatsbankrott.
Am deutlichsten zeigt sich die Krise an der argentinischen Währung: Hat man Anfang 2015 für einen US-Dollar noch acht Pesos bekommen, sind es heute etwa 56. Allein seit Jahresbeginn fiel der Peso um rund 60 Prozent. Viele Wechselstuben blieben in den vergangenen Tagen geschlossen. Normalerweise begünstigt eine Abwertung die Exporte, aber davon ist im zweitgrößten Land Südamerikas nichts zu spüren.