Das Grundrecht auf ein Schweineschnitzel

Schweine haben keine Schweißdrüsen.
Schweine haben keine Schweißdrüsen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wussten Sie, dass Schweine gar nicht schwitzen können? Und lesen können sie sowieso nicht.

Das Schnitzel ist schon ein Diminutiv. Es leitet sich vom mittelhochdeutschen Schnitz ab, einem kleinen abgeschnittenen Stück. (Nicht zwangsläufig Fleisch, gemeint waren unter anderem auch Obstschnitzel.) Wer also ein Schnitzerl bestellt, verdoppelt die Verkleinerungsform und dürfte dann eigentlich nur noch ein besonders kleines Stück Fleisch auf den Teller bekommen. Und wer ein kleines Schnitzerl bestellt, hat seine Chance sowieso verwirkt. Woraus das Schnitzel gemacht wird, ist etymologisch irrelevant, kulinarisch ist man sich aber zumindest beim Wiener Schnitzel einig. Das kommt vom Kalb. Alternativ werden aber auch andere Fleischsorten in Wiener Panade (in Österreich sagt man Panier) als Schnitzel bezeichnet. Ist das Schnitzel vom Schwein, eignet es sich auch gleich für den Kampf gegen die Unterwanderung der abendländischen Kultur und wird zu einer Art Grundrecht erklärt.

Tatsächlich hat das Schwein eine gewisse Bedeutung. So wird davon gesprochen, dass man schwitzt wie ein Schwein. Allein, Schweine können mangels Schweißdrüsen gar nicht schwitzen. Darum suhlen sie sich auch im kühlen Matsch. Bekannt ist auch, dass kein Schwein etwas lesen kann. Mit dem Tier hat die Wendung aber nichts zu tun, sondern mit der Gelehrtenfamilie Swyn im Schleswig des 17. Jahrhunderts. Zu ihr brachten Bauern, die nicht lesen konnten, vertrauensvoll ihre Briefe und Urkunden. Konnte ein Angehöriger der Familie eine unleserliche Schrift nicht entziffern, sagte man eben: „Dat kann keen Swyn lesen.“

Und dann ist da noch das Kartenspiel, bei dem die höchste Spielkarte Sau genannt wurde (und zum Teil noch wird). Doch war das Schwein einst bei Wettspielen auf Schützenfesten auch ein Trostpreis, den man unter dem Spott der anderen nach Hause nahm. Aber wie auch immer, in beiden Fällen gilt: Schwein gehabt.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2019)

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