Michael Strasser: „Man erlebt ganz schlimme Phasen“

Michael Strasser bei der Rekordurchquerung Amerikas vor einem Jahr: Von Alaska bis Feuerland radelte er 85 Tage lang.
Michael Strasser bei der Rekordurchquerung Amerikas vor einem Jahr: Von Alaska bis Feuerland radelte er 85 Tage lang. Christop Wisser
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Der Niederösterreicher Michael Strasser hat auf dem Fahrrad in 85 Tagen Amerika durchquert – findet das selbst aber gar nicht so extrem. Heute radelt er in Alpbach.

Michael Strasser kommt direkt vom Flughafen nach Alpbach: Gerade noch ist der Extremradfahrer durch Australien getourt, zuvor hat er in den USA und in Kanada teilweise vor mehreren Tausend Menschen gesprochen. Über seine Erfahrungen, über Motivation, über Inspiration. „Darüber, dass man sich nicht davon abschrecken lassen darf, wenn etwas nicht ganz so rennt“, sagt Strasser, der heute sechs Stunden lang für einen guten Zweck radeln wird. „Wenn man mit Herzblut an einer großen Geschichte dran ist, dann wird es am Ende schon passen.“

Der 36-Jährige – geboren in Niederösterreich und eigentlich studierter Architekt – muss es wissen. Auf dem Rennrad hat er zuerst Russland durchquert (2013), dann Afrika (2016) und zuletzt im Vorjahr den amerikanischen Kontinent von Alaska bis Patagonien – wie auch die beiden vorigen Touren in Weltrekordzeit: in 84 Tagen, elf Stunden und 50 Minuten, nach 22.642 Kilometern, rund 168.000 Höhenmetern, mit Wind, Schnee, Eis und einem Sturz in Chile.

„Wenn man jeden Tag mindestens 300 Kilometer radeln muss und das 85 Tage in Folge, ist man einfach ab der ersten Woche komplett übermüdet und es tut einem alles weh“, erzählt Strasser über die Tour. „Und dann muss man an sich glauben und wissen, dass sich der Mensch an alles gewöhnt. Das ist wirklich zach, wie arg man sich selber belasten kann. Und dann, nach zwei, drei Wochen glaubt man schon, dass es normal ist.“

„Ziemlich radikaler Ansatz“

Daran, das Rad irgendwann einfach hinzuschmeißen, habe er trotz aller Strapazen bei keiner seiner Rekordtouren gedacht. „Aufgeben darf nie eine Option sein“, sagt Strasser. „Wenn man von Haus aus einen Plan zum Aufgeben bereit legt, dann wird man auch schneller darauf zugreifen.“ Wenn man sich das Bein breche, sei klar, dass es vorbei sei. „Aber würde ich mir nur die Hand brechen, dann würde ich sicher weiterfahren.“

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