Warum magere Vögel tiefer schlafen als fette

Den Kopf nach hinten ins Gefieder gesteckt: Das ist bei vielen Vogelarten die typische Schlafposition.
Den Kopf nach hinten ins Gefieder gesteckt: Das ist bei vielen Vogelarten die typische Schlafposition.(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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Wiener Biologen erklären die Schlafhaltung von Zugvögeln.

Den Kopf nach hinten ins Gefieder gesteckt: Das ist bei vielen Vogelarten die typische Schlafposition. Sie mag für uns nicht bequem aussehen, aber sie hilft beim Energiesparen, weil dabei der schlecht wärmeisolierte Kopf versteckt wird. So fragt sich: Warum schlafen Vögel nicht immer so, sondern manchmal auch mit aufrechtem Kopf? Biologen um Andrea Feretti und Leonida Fusani (Uni Wien, Vet-Uni Wien) berichten nun in Current Biology (19. 8.), dass sie an Gartengrasmücken – Zugvögeln, die im Sommer in Europa leben – eine Erklärung gefunden haben. Vögel, die schon die meisten ihrer Fettreserven verbraucht haben, schlafen eher mit verstecktem Kopf, fette Vögel eher mit aufrechtem. Aber was bringt diese energetisch ungünstige Schlafposition? Sicherheit.

Auf ihrer langen, anstrengenden Reise nach Europa legen die Gartengrasmücken gern eine Pause auf einer Mittelmeerinsel ein. Etwa auf Ponza im Tyrrhenischen Meer. Dort spielten die Forscher schlafenden Vögeln ein Geräusch knisternden Laubs vor, das von der Annäherung eines gefährlichen Raubtiers stammen könnte. Vögel, die mit verstecktem Kopf schliefen, reagierten langsamer darauf als solche mit aufrechtem Kopf, offenbar ist dieser Schlaf nicht nur energiesparender, sondern auch tiefer.

Es ist also wie oft in der Biologie eine Abwägung: Energiesparen oder Sicherheit vor Feinden? Vögel, die es sich energiemäßig leisten können, investieren in Sicherheit, indem sie weniger tief schlafen. Vögel, die schon knapp an Ressourcen sind und dazusehen müssen, dass sie ihren Sommersitz erreichen, müssen tiefer und damit gefährlicher schlafen. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2019)

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