Die USA geben zwei Wochen nach Ausstieg aus dem historischen INF-Vertrag den Test eines Marschflugkörpers mit 500 Kilometer Reichweite bekannt. Moskau spricht von einer direkten Bedrohung für Russland.
Erstmals nach dem Ende des INF-Abrüstungsvertrags zwischen Russland und den USA hat das amerikanische Militär einen konventionellen landgestützten Marschflugkörper getestet. Die Rakete sei am Sonntag von der Insel San Nicolas in Kalifornien abgefeuert worden und habe sein Ziel nach mehr als 500 Kilometern Flug präzise erreicht, teilte das Pentagon am Montag mit. Der Test wäre nach dem INF-Vertrag verboten gewesen. Das Abkommen untersagte beiden Seiten Produktion, Tests und Besitz von bodengesteuerten ballistischen Raketen und Marschflugkörpern mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern.
Die USA hatten den Vertrag Anfang Februar zum 2. August gekündigt, weil sie davon ausgehen, dass Russland ihn seit Jahren mit einem Mittelstreckensystem namens SSC-8 (Russisch: 9M729) verletzt. Dieses soll in der Lage sein, Marschflugkörper abzufeuern, die sich mit Atomsprengköpfen bestücken lassen und mehr als 2000 Kilometer weit fliegen können.
Weiterer Test im November geplant
Das Pentagon hatte den Test bereits im März angekündigt, sollte Russland nicht zur Vertragstreue zurückkehren. Die "Washington Post" schrieb zu dieser Zeit, für November sei zudem der Test einer Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von etwa 1800 bis 2500 Meilen (rund 2900 bis 4000 Kilometer) geplant.
Russland bezeichnete den Test am Dienstag als Bedrohung: "Egal, wo diese Systeme in Zukunft eingesetzt werden - in Asien oder Europa -, sie werden unser Land erreichen können", sagte der Außenpolitiker Konstantin Kossatschow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. "Sie stellen daher eine direkte militärische Bedrohung für unser Land dar." Das habe nicht nur Konsequenzen für die USA, sondern auch für die Länder, die das System künftig bei sich stationierten.
Der Test eines konventionellen landgestützten Marschflugkörpers bestätige zugleich, dass die USA seinerzeit gegen den Anfang August gekündigten INF-Abrüstungsvertrag verstoßen hätten und nicht Russland, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im russischen Oberhaus. Es sei unmöglich gewesen, ausschließlich in der Zeit vom 2. bis 19. August solche Forschungsprojekte durchzuführen.
Der INF-Vertrag war 1987 zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossen worden und sah den Verzicht auf gewisse landgestützte Raketen und Marschflugkörper vor. Die USA und europäische Staaten werfen Russland vor, gegen die Abmachung zu verstoßen. Die Regierung in Moskau weist dies zurück.
(APA/dpa/AFP)