Rudolf Hundstorfer, „ein Politiker mit Handschlagqualität“

Die Presse
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Die Staatsspitze, die SPÖ und die Sozialpartner trauern um den ehemaligen Sozialminister, der am Dienstag überraschend verstarb. Alle Parteien würdigten Hundstorfers Arbeit - und seine Art.

Der Tod Rudolf Hundstorfers am Dienstag hat zu zahlreichen Kondolenzbekundungen geführt. Politiker und Gewerkschafter aus allen Fraktionen betonten dabei Hundstorfers Herzlichkeit, seinen Optimismus und dessen Handeln über Parteigrenzen hinaus.

Würdigende Worte kamen auch von den Sozialpartnern abseits der Gewerkschaft. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich tief betroffen. Er würdigte Hundstorfer als Menschen, „mit dem ich jeden Austausch sehr geschätzt habe, auch während unserer gemeinsamen Kandidatur zur Präsidentschaft“. Er habe öffentliche Funktionen immer mit höchster Kompetenz und großer sozialer Verantwortung wahrgenommen. „Hundstorfer war ein umgänglicher und heiterer Mensch, der mit allen reden konnte, mit Arbeiterinnen und Arbeitern genauso wie mit Spitzenpolitikerinnen und -politikern“, so der Bundespräsident.

Auch Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein würdigte den Sozialdemokraten. „Rudolf Hundstorfer hat sich um unser Land besonders verdient gemacht“, schrieb Bierlein in ihrem Statement. Der verstorbene Sozialminister habe „über Jahrzehnte auf Landes- und Bundesebene in verschiedenen öffentlichen Funktionen den Ausgleich ins Zentrum seiner Tätigkeit gestellt und im Sinne der Sozialpartnerschaft das Miteinander gestärkt“. Sozialministerin Brigitte Zarfl ehrte „einen der profiliertesten Sozialpolitiker der Zweiten Republik“.

„Menschen gemocht, Menschen mochten ihn“ 

Aus Hundstorfers Partei, der SPÖ, meldeten sich am Dienstagvormittag zahllose Weggefährten und Parteigenossen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zeigte sich zusammen mit Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda tief betroffen über den unerwarteten Tod des 67-Jährigen. „Mit Rudolf Hundstorfer verlieren wir einen großen Sozialdemokraten und wahren Menschenfreund, der unschätzbar Wichtiges zur Verbesserung des Lebens der Menschen geleistet hat“, sagten sie. Er sei ein Sozialpartner „im besten Sinne des Wortes“ gewesen, „der es verstanden hat, über alle Partei- und Interessensgrenzen hinweg tragfähige Beziehungen und Freundschaften im Interesse der Allgemeinheit und des Gemeinwesens aufzubauen“.

Rendi-Wagner verwies auf „Meilensteine“, die Hundstorfer als Sozialminister hinterlassen habe. Sie erwähnte die Einführung des Pflegefonds, des Pensionskontos und Leistungen wie etwa die Pflegeteilzeit und Pflegekarenz. „Dass Rudolf Hundstorfer ein Ausnahmepolitiker mit einem großen sozialen Herz war, sieht man auch daran, dass er unser bewährtes Sozialsystem selbst in der Zeit der schwierigen Krisenjahre stabil gehalten und sogar ausgebaut hat. Mit seinem unvergleichlichen Einsatz ist es ihm außerdem gelungen, unser Pensionssystem auf Kurs zu halten, womit er sowohl der älteren als auch der jüngeren Generation Sicherheit gegeben hat“, sagte die SPÖ-Chefin. Hundstorfer werde immer ein Vorbild für die Sozialdemokratie bleiben, sagte Drozda: „Rudolf Hundstorfer hat die Menschen gemocht und die Menschen ihn.“ 

Tief betroffen zeigte sich auch der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried, der Hundstorfers Familie und Angehörigen tiefes Beileid aussprach. „Seine Kraft und Stärke, sein typischer Wiener Schmäh, seine Solidarität werden fehlen“, meinte er. Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeisterin Birgit Hebein von den Grünen, der SPÖ-Rathausklub und die SPÖ-Landesparteien trauerten, ebenso die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.

Kurz würdigt Hundstorfers „große Verdienste“ 

Als „offen für den konstruktiven Dialog, auch wenn die Zugänge manchmal unterschiedliche waren“ beschrieb Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) den verstorbenen SPÖ-Politiker. „Ich durfte ihn als einen wahrhaften Arbeitnehmervertreter kennenlernen, der im besten Sinne zutiefst von einem sozialpartnerschaftlichen Umgang geprägt war.“ Hundstorfers Tod hinterlasse „eine große Lücke“ in der österreichischen Politik: Er sei „in all seinen politischen Funktionen stets ein Politiker mit Handschlagqualität“ gewesen. Mit Hundstorfer habe man einen engagierten Sozialpolitiker verloren, der für seine Sachlichkeit und ergebnisorientierte Arbeit geschätzt wurde, so ÖVP-Klubchef August Wöginger.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz würdigte Hundstorfers „große Verdienste in der Sozialpolitik“. Er sei „überrascht und tief betroffen“ vom Tod des einstigen Sozialministers. „Er hat die österreichische Politik viele Jahre mitgeprägt und sich dabei auch über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Anerkennung verschafft.“ Kurz und Hundstorfer waren in der großen Koalition Kollegen auf der Regierungsbank.

„Überall Spuren hinterlassen“ 

Für Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl war Hundstorfer „ein Gewerkschafter und Politiker mit Herz“, der stets mit großer Leidenschaft für die Interessen der Arbeitnehmer gearbeitet habe. Als einstiger ÖGB-Präsident und Sozialminister werde er „überall Spuren hinterlassen, die von seiner Hingabe für eine gerechte Arbeitswelt zeugen“.

Als damaliger Sozialminister habe Hundstorfer einen großen Anteil daran, dass Österreich die große Krise von 2008/09 ohne massenhafte Kündigungen überwinden konnte, sagte der damalige Wirtschaftskammerpräsident, Christoph Leitl. Dafür sei er ihm auch heute noch „unendlich dankbar“. Hundstorfer habe einen wesentlichen Anteil daran, dass Österreich heute besser dastehe als andere Länder.

Trauer im österreichischen Sport

Hundstorfer war zuletzt als Präsident der Bundes-Sportorganisation (BSO) tätig gewesen und wollte sich dort um eine zweite Amtszeit bewerben. „Mit Rudolf Hundstorfer verliert der heimische Sport und die Politik eine große Persönlichkeit und einen unermüdlichen Arbeiter. Er hat sein Amt als BSO-Präsident mit großem Engagement ausgefüllt“, hieß es in einer Stellungnahme von Karl Stoss, dem Präsidenten des Österreichischen Olympischen Comités.

„Rudi Hundstorfer war über alle parteipolitische Grenzen hinweg eine wichtige Stütze für den Sport und immer auf Konsens bedacht“, sagte auch Eduard Müller, Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport. „Er wollte alles dafür tun, den heimischen Sport an die Spitze zu bringen. Er hinterlässt eine große Lücke.“ Man habe einen verlässlichen Partner mit Handschlagqualität verloren. Sowohl die BSO als auch das Ministerium verwiesen auf die aktive Mitarbeit Hundstorfers bei sportpolitischen Maßnahmen. Hundstorfer war selbst einmal aktiver Handballer.

Betroffenheit herrschte bei allen Parteien. „Wir haben Rudolf Hundstorfer bei allen politischen Gegensätzen menschlich und fachlich sehr geschätzt“, meinten FPÖ-Obmann Norbert Hofer und der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl. „Rudi war ein Sozialdemokrat der alten Schule“, würdigte die „Jetzt“-Abgeordnete und frühere Parteikollegin Daniela Holzinger den Verstorbenen. Auch Neos und Grüne reagierten betroffen.


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(Red./APA)

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