„Wir fallen zurück in die Zeit vor der Französischen Revolution“

Der Psychologe Thomas Gebauer.
Der Psychologe Thomas Gebauer.(c) Daniel Novotny
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Gesundheit soll ein öffentliches Gut werden, fordert Thomas Gebauer, Sprecher der Stiftung Medico International. Er warnt vor der aktuellen Entwicklung: „Solidarisch verfasste Gesundheitssysteme werden ausgehöhlt."

Gibt es mehr krank machende Armut oder arm machende Krankheit?

Thomas Gebauer: Es ist ein Teufelskreis. Laut WHO werden pro Jahr 100 Millionen Menschen in die Armut getrieben, da sie für ihre Gesundheitskosten privat aufkommen müssen. Gerade die Ärmsten, die öfter krank sind, brauchen die solidarische Unterstützung der Wohlhabenderen. Das gesellschaftliche Zusammenleben muss solidarisch organisiert werden. In vielen Ländern geht es gerade in die andere Richtung: Solidarisch verfasste Gesundheitssysteme werden ausgehöhlt.

Wer macht es richtig?

Länder, die das Recht auf Gesundheit in der Verfassung verankert haben und die Verwirklichung von Gesundheit zu einer öffentlichen Aufgabe machen, etwa Südafrika. Auch die Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln muss zu einem öffentlichen Gut werden. In öffentlichen Foren müssen die Prioritäten festgelegt werden, über die unser Gesundheitswesen geregelt werden soll. Die Frage, was prioritär erforscht wird, darf nicht an die Kaufkraft weniger Superreicher gekoppelt werden.

Microsoft-Gründer Bill Gates geht mit seiner Gesundheitsstiftung also den falschen Weg?

Bill Gates ist der Auffassung, allein durch eine Kombination von Kapital, Management und Wissen die in der Welt bestehenden Missstände beseitigen zu können. Hier widersprechen wir ihm. Ohne die Beteiligung der Menschen, deren Gesundheit auf dem Spiel steht, geht es nicht. Gesundheit ist nichts, was von oben induziert werden kann, sondern es muss sich von unten her entwickeln. Dieser Ansatz ist bei Bill Gates sehr stark unterbelichtet.

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