Staatsanwaltschaft Wien bestätigt Hausdurchsuchung in Ibiza-Causa

Am Dienstag fand im Verfahren, welches sich mit dem mutmaßlich rechtswidrigen Zustandekommen des Ibiza-Videos beschäftigt, eine Hausdurchsuchung bei dem Wiener Anwalt M. statt. Dies wurde nun offiziell bestätigt.

In der Kanzlei und in der Wohnung jenes Wiener Anwalts - es handelt sich um einen gewissen M., der die „Ibiza-Falle" ausgelegt haben soll, nahmen Beamte der Soko Ibiza in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Wien am Dienstag stundenlange Hausdurchsuchungen vor. Laptops und Mobiltelefone wurden beschlagnahmt. Zudem wurde M. erstmals als Beschuldigter einvernommen.

Dass diese beiden Schritte so spät erfolgten, wird seitens der Behörden so erklärt: Man habe zunächst Indizien sammeln und Zeugen vernehmen müssen, um dem Haft- und Rechtsschutzrichter eine genügend große Basis vorlegen zu können. Denn: Erst wenn ein Richter eine Razzia genehmigt, darf eine solche vorgenommen werden. Außerdem handle es sich bei einem Anwalt um eine besonders geschützte Berufsgruppe. Ein Vertreter der Rechtsanwaltskammer wurde zur Hausdurchsuchung zugezogen.

Fälschung besonders geschützter Urkunden

Wie Staatsanwalts-Sprecher Thomas Vecsey bestätigt, steht M. im Verdacht an der Verwendung eines falschen lettischen Reisepasses zum Beweis der angeblichen Identität des weiblichen Lockvogels, also der vermeintlichen Oligarchen-Verwandten, mitgewirkt zu haben. Diese Frau ist auch auf dem Ibiza-Video gemeinsam mit Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zu sehen.

Somit soll M. die Fälschung besonders geschützter Urkunden begangen haben. Auch Missbrauch von Tonaufnahme- und Abhörgeräten wird M. zur Last gelegt. Der Advokat selbst hat sich bisher dazu nicht geäußert. Für ihn gilt die Unschuldsvermtung. 

Der Rechtsvertreter von Anwalt M., Richard Soyer, wollte zu diesem Schritt der Behörden nichts sagen. Auf Befragen der „Presse“ verwies Soyer auf frühere Angaben. Er hatte vor Wochen die Mitwirkung von M. am Zustandekommen des Videos als „zivilgesellschafltiches" Investigativprojekt bezeichnet. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Ex-FPÖ-Staatssekretär im Finanzressort
Österreich

Causa Casinos: Bundeskriminalamt zu Besuch im Finanzministerium

Bei einer „Nachschau“ haben Ermittler der Korruptionsstaatsanwaltschaft Unterlagen und E-Mails von Ex-FPÖ-Staatssekretär Hubert Fuchs beschlagnahmt. Hintergrund ist die Bestellung von Casinos-Austria-Finanzvorstand Peter Sidlo.
Bei Novomatic kam es zu Razzien – nach der Befragung eines Mitarbeiters, der sich „falsch interpretiert“ fühlt.
premium

Novomatic geht gegen Razzien vor

Die Ermittler vermuten einen „Konnex“ zwischen dem Glücksspielkonzern und der FPÖ. Ein Novomatic-Mitarbeiter, als Zeuge einvernommen, fühlt sich aber „bewusst falsch interpretiert“.
Symbolbild: Strache mit dem damaligen ÖVP-Klubchef August Wöginger, dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), und der damaligen Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) nach einer Sitzung des Ministerrates im März 2019.
premium

Nach Razzia: Wie Strache um seine Handy-Daten kämpft

Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat eine umfangreiche Beschwerde gegen die bei ihm durchgeführte Hausdurchsuchung eingebracht. Der Tenor: Es sei gar nicht in seiner Macht gestanden, Glücksspiellizenzen zu erteilen.
Luftaufnahme jener Finca, in der Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus im Sommer 2017 in die folgenschwere Videofalle tappten.
premium

Die Strategie der Ibiza-Ermittler

Wieder eine Hausdurchsuchung, ein neues Buch zur Ibiza-Affäre und viele Interpretationen des Skandals. „Die Presse“ schlüsselt den immer dicker werdenden Gerichtsakt auf.
Das Handy von Heinz-Christian Strache gilt als ausgesprochen heikler Datenträger.
premium

Strache-Handy: Wer darf die Daten sehen?

Nach der Razzia bei Heinz-Christian Strache und Co. wurden Gerüchte um eine ÖVP-Nähe von einzelnen Ermittlern laut. Die Oberstaatsanwaltschaft Wien wies nun „unobjektives Handeln“ zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.