Friedensgipfel trotz Eskalation

Offensive der Regierungstruppen in Idlib sorgt für Spannungen zwischen Moskau und Ankara. Die Türkei lädt dennoch zu Gesprächen.

Damaskus/Wien. „Der Strom von Autos und anderen Fahrzeugen reißt nicht ab“, schildert Abdullah Younis, Bewohner der Stadt Maarat an-Numan, Provinz Idlib. Denn Zehntausende Menschen aus der Region im Nordwesten Syriens verlassen angesichts der Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die letzte Rebellenhochburg nun auch den letzten Zufluchtsort in ihrem Heimatland in Richtung türkische Grenze: Die syrische Armee versucht seit Tagen mit Unterstützung des russischen Verbündeten, die Stadt Khan Sheikhun zu erobern.

Aufgrund der Angriffe auf die strategisch wichtig – zwischen der Hauptstadt Damaskus und Aleppo – gelegene Stadt war es zuletzt zu Spannungen zwischen Ankara und Moskau gekommen. Eigentlich gilt seit September 2018 in Idlib eine Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen, doch wurde die von der Türkei und Russland vermittelte Vereinbarung nie komplett umgesetzt. Am Montag beschossen syrische Kampfflugzeuge einen türkischen Armeekonvoi. Ankara und Moskau warfen sich daraufhin gegenseitig vor, ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen.

Dennoch wollen die Türkei, Russland und der Iran im September zu einem neuen Syrien-Gipfel zusammenkommen. Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, habe seine Kollegen Wladimir Putin und Hassan Rohani am 16. September nach Ankara eingeladen, hieß es. Die Staatsführer würden bei dem Treffen über die Situation in Idlib, die Bildung einer Verfassungskommission und die Fortsetzung des politischen Prozesses diskutieren.

Obwohl die Türkei, Russland und der Iran im Syrien-Konflikt auf entgegengesetzten Seiten stehen, setzen sie sich seit Anfang 2017 gemeinsam für eine militärische Deeskalation und eine politische Lösung ein. Ihr letzter Syrien-Gipfel fand im Februar statt. Während Russland und der Iran den syrischen Machthaber, Bashar al-Assad, unterstützen, steht die Türkei aufseiten der Opposition. (APA/AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2019)

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