Die EU will kein Palmöl mehr, die Anbauländer toben. Beobachter warnen vor den Nebenwirkungen der Abkehr vom stigmatisierten Öl.
Wien. Folgende Meldung könnten europäische Konsumenten als Scherz auffassen: Die Lebensmittelaufsicht straft den Supermarkt, wenn er die Produkte mit dem „Palmöl-frei“-Label nicht aus dem Regal nimmt. In Europa ist man gewöhnt, dass Palmöl mit abgefackelten Wäldern, vertriebenen Orang-Utans und krebserregender Schokolade assoziiert wird und Supermärkte mit der Abkehr davon werben. In Indonesien, von wo die Meldung stammt, ist die Lage anders: Gemeinsam mit Malaysien produziert das Land 85 Prozent des weltweiten Palmöls. Dort halten die Behörden Aufklärungskampagnen über die gesundheitlichen Vorzüge des Öls ab und verklagen Händler, die weiter „Palmöl-frei” verkaufen. Solche Labels seien „Teil einer Schmutzkampagne, um die Wettbewerbsfähigkeit des indonesischen Palmöls zu untergraben”, ließ die Chefin der dortigen Lebensmittelaufsicht, Penny Lukito, diese Woche wissen. Damit spricht sie an, worum es im Grunde geht: Wettbewerb.
Die Anbauländer fühlen sich von der EU ausgebootet – nicht so sehr bei Lebensmitteln als bei Biodiesel. Von den rund sieben Millionen Tonnen Palmöl, die jährlich in die EU eingeführt werden, wird die Hälfte vertankt. Da hat die Union im Frühling angesetzt: Mit einem Seitenblick auf die massive Rodung und die CO2-Belastung beim Palmölanbau will sie es im Biosprit bis 2030 schrittweise verbieten. Im Juli legte die EU nach und verhängte vorläufige Strafzölle gegen indonesischen Biodiesel aus Palmöl. Die Produzenten würden vom Staat massiv subventioniert und schädigten mit ihren Preisen die europäische Konkurrenz.