Den Mercosur-Vertrag wegen Bolsonaros Regenwald-Politik blockieren?

Ein Bild von den Bränden im Amazonas-Gebiet vom 21. August.
Ein Bild von den Bränden im Amazonas-Gebiet vom 21. August.REUTERS
  • Drucken

Deutschland und Frankreich ziehen unterschiedliche Schlüsse aus den Waldbränden am Amazonas.

Deutschland will im Gegensatz zu Frankreich wegen der verheerenden Waldbrände im Amazonas-Gebiet nicht das Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur blockieren. Das Abkommen enthalte "ein ambitioniertes Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Regelungen zum Klimaschutz", teilte ein Regierungssprecher in Berlin am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mit.

Ein "Nichtabschluss" sei daher "nicht die geeignete Antwort auf das, was derzeit in Brasilien geschieht". Damit zeichnet sich bereits zu Beginn des G-7-Gipfels am Samstag im französischen Biarritz Uneinigkeit in einer von Macron ins Spiel gebrachten Frage ab.

Der deutsche Regierungssprecher hob hervor, dass das Abkommen, auf das sich die EU Ende Juni mit den Mercosur-Staaten geeinigt hatte, für "offenen und fairen Welthandel mit hohen Umwelt- und Sozialstandards" stehe. Diese seien für die Bundesregierung "von essentieller Bedeutung". Der Amazonas-Regenwald sei "von herausragender Bedeutung für Klimaschutz und Artenvielfalt".

"Der Nichtabschluss des Mercosur-Abkommens würde jedoch keinen Beitrag dazu leisten, dass in Brasilien weniger Regenwald gerodet wird", argumentierte der Regierungssprecher. Die Bundesregierung stehe "bereit, Brasilien bei den Bemühungen zur raschen Bewältigung dieser schweren Krise zu unterstützen".

Frankreich wirft Bolsonaro „Lüge“ vor

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor eine Blockade des Mercosur-Abkommens angekündigt. Ein hochrangiger Mitarbeiter des Staatschefs sagte zur Begründung, Macron sei zu dem Schluss gekommen, dass der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ihn über seine Umweltschutz-Absichten "belogen" habe.

Frankreichs Forderung nach einer Mercosur-Blockade hat sich auch Irland angeschlossen, sollte Brasilien sich nicht stärker für den Schutz des Regenwalds einsetzen. Das sagte der irische Regierungschef Leo Varadkar einem Bericht der britischen Nachrichtenagentur PA vom Freitag zufolge. "Ich bin sehr besorgt, dass in diesem Jahr ein Rekordniveau an Zerstörung von Amazonaswald durch Feuer stattgefunden hat", sagte der irische Premier.

Vor dem am Samstag beginnenden G7-Gipfel in Biarritz waren sich Berlin und Paris aber einig, dass die Waldbrände im Amazonas-Gebiet dort auf die Tagesordnung gehören. "Das Ausmaß der Brände ist erschreckend und bedrohlich nicht nur für Brasilien, sondern für die ganze Welt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Verheerende Feuer in Brasilien
Weltjournal

Brasilien will Brandrodung in Trockenzeit verbieten

Innerhalb von 60 Tagen sollen keine Feuer gelegt werden dürfen - ausgenommen werden die indigenen Gemeinschaften. Indes steigt der Druck auf Präsident Bolsonaro weiter an.
Mittlerweile sorgen sich auch die brasilianischen Landwirte um ihr Exportgeschäft mit Rindfleisch
Außenpolitik

Amazonas-Gouverneure geben Bolsonaro in Umweltpolitik Kontra

Bolsonaro mache einen großartigen Job für das brasilianische Volk, meint US-Präsident Trump. Doch die regionalen Regierungschefs der Amazonasregion sorgen sich um das Hilfsangebot der G-7 um das Image des Landes.
In den Savannen vieler afikanischer Länder (hier ein Bild aus Kenia aus dem Jahr 2014) sind Brände in regelmäßigen Abständen Teil des Lebenszyklus' der Natur - wenn auch nicht ungefährlich für die Menschen, die das Land nutzen und bewohnen.
Weltjournal

Es brennt nicht nur der Regenwald

Während die Waldbrände im Regenwald eine Katastrophe in mehrerlei Hinsicht darstellen, haben die Brände in den Savannen Afrikas eine wichtige Aufgabe.
Waldbrände im Amazonas
Außenpolitik

Bolsonaro stellt Bedingungen für G7-Hilfsangebot

Die Regierung des südamerikanischen Landes will selbst über die rund 18 Millionen Euro entscheiden. Zuerst soll Frankreichs Präsident Macron seine Aussagen über Präsident Bolsonaro zurücknehmen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.