Dermatologe Hubert Wilfert betrieb fast drei Jahrzehnte lang eine Kassenordination in Wien. Ehe er beschloss, als Wahlarzt weiterzuarbeiten, um weniger Zeit für Bürokratie und mehr Zeit für die Patienten aufzuwenden. Und er ist nicht der Einzige.
Der Satz fällt beiläufig. Fast so, als wäre er ihm rausgerutscht, und als wäre er sich gar nicht sicher, ob sein Gegenüber auch versteht, was er damit meint. Er führt ihn weiter aus, als würde er einem Laien eine komplizierte Diagnose verständlich machen – ohne zu merken, dass dieser Satz keiner weiteren Ausführung bedarf und mehr über ihn sowie seine damalige Entscheidung aussagt als sämtliche Erklärungen davor und danach.
Erklärungen dafür, seine hervorragend laufende Kassenordination im siebenten Bezirk in Wien aufzugeben und als Wahlarzt weiterzuarbeiten. Seinen Patienten also mitzuteilen, dass sie ihre Behandlung künftig in der Ordination bezahlen müssen und sich einen Teil des Honorars später bei ihrer Krankenkasse rückerstatten lassen können. Auf die Gefahr hin, dass ein großer Teil von ihnen nicht mehr kommt. Ein Risiko, das er nur allzu gern eingeht. Denn: „Ich wollte wieder einmal ein wissenschaftliches Buch lesen.“