"Es nervt, ständig den Osten zu erklären"

Ein Bild von der Glockenweihe der Nikolaikirche Ende Juni 2019.
Ein Bild von der Glockenweihe der Nikolaikirche Ende Juni 2019.(c) imago images / PicturePoint (Roger Petzsche via www.imago-images.de)
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Burkhard Jung, SPD-Oberbürgermeister des boomenden Leipzig, erklärt, weshalb er nicht mehr zwischen Ost und West unterscheiden will, es in manchen Kindergärten in Leipzig eben kein Schweinefleisch gibt und wieso Drohungen gegen Politiker wie ihn überhandnehmen.

Leipzig, sagen manche, das sei eine Insel, umgeben von Sachsen. Die Stadt tickt anders. Auch politisch. In Leipzig haben im Mai die Grünen die EU-Wahl gewonnen, im etwa gleich großen Dresden und Sachsen-weit siegte die AfD. Die Leipziger Wirtschaftslokomotive steht auch in scharfem Gegensatz zum Bild sterbender ostdeutscher Regionen. Nein, Leipzig ist Schwarmstadt. Aus der ganzen Republik drängten sie hierhin. „Ich habe die kühne These“, sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), „dass Leipzig die erste gesamtdeutsche Stadt überhaupt ist“. Nicht Ost, nicht West, ein Mix. Vielleicht, sagt er, sei das auch das Geheimnis, „warum es in Leipzig so geboomt hat“. Auch Jung ist zugezogen, ein Wessi. Seit 13 Jahren führt er Leipzig, nun auch den Deutschen Städtetag. Eine Insel ist Leipzig trotzdem nicht. Jung braucht Polizeischutz. Ein Gespräch über Licht und Schatten in Sachsen, eine Woche vor der Landtagswahl.

Herr Oberbürgermeister, wie oft müssen Sie Kollegen im Westen die „Ossis“ erklären?

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