Endlich hat man mich an den Wörthersee zu einer Lesung in ein Nobelhotel eingeladen. Der See ist geradezu durchsichtig. Man kann sogar die Fische sehen, was schon unheimlich ist. Und am Terrassenufer gibt es sogar etwas Situationskomik. Ein Wiener versucht, seine Frau vor dem Ertrinken zu retten. Überaus halbherzig.
1
Es ist so weit. Endlich hat man mich an den Wörthersee zu einer Lesung in ein Nobelhotel eingeladen. Jetzt haben alle was davon. Die Gäste müssen nicht den Bademantel ausziehen, um Kultur zu tanken, und ich kriege endlich Gourmetnahrung. Diese kleinen Gerichte, die man nur unter dem Mikroskop sieht, üben seit Langem eine starke Faszination auf mich aus. Ich kann es nicht mehr erwarten, endlich pochierten Lachs mit eigenen Augen zu sehen. Das Hotel ist so teuer, dass man sogar über eine autonome Luftatmosphäre verfügt. Mein alter Passat parkt zwischen einem Porsche Cayenne und einem Tesla. Beim Einparken macht der Tesla ein komisches Geräusch. Hoffentlich kein Kurzschluss.
An der Rezeption ist man professionell nett zu mir. Man fragt mich schon vorab, ob ich an irgendwelchen Allergien leide. „Das wird sich zeigen“, sage ich. Der Rezeptionist lacht. Sehr professionell, denn so lustig war es auch wieder nicht. Mein Zimmer lässt sich sehen. Die Armatur ist aus purem Gold. Ich wünschte, mein toter Onkel wäre hier. Sie wäre nach drei Minuten abmontiert. Ich schaue aus dem Fenster. Der Wörthersee ist groß wie ein Meer. Er wird locker morgen noch einen weiteren Touristen vertragen. Jetzt wartet aber die erste Begegnung mit pochiertem Lachs auf mich. Ich laufe hinunter in das Restaurant. Ob pochiert von Porsche kommt? Sollte ich später nachgoogeln.