Verabredung zum Brandstiften? Brasiliens Polizei ermittelt wegen "Tag des Feuers"

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BRAZIL-FIRE-DEFORESTATION-AMAZONAPA/AFP/LULA SAMPAIO
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Brasiliens Justizminister warnt die Feuerleger im Amazonasgebiet: "Kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet wird hart bestraft". Mit Militärfliegern wird nun versucht, die Brände in den Griff zu bekommen.

Angesichts der verheerenden Brände im Amazonasgebiet ermittelt die Polizei nun gegen die Organisatoren des sogenannten "Tag des Feuers". "Die Bundespolizei wird den Fall mit ihrer Expertise aufklären", schrieb Justizminister Sérgio Moro am Sonntag auf Twitter. Nach Regierungsangaben sind mittlerweile Militärflugzeuge im Kampf gegen die Flammen im Einsatz.

"Kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet wird hart bestraft", twitterte Moro weiter. Zuvor hatte die Zeitschrift "Globo Rural" berichtet, dass sich im Bundesstaat Pará zuletzt über 70 Personen in einer Whatsapp-Gruppe dazu verabredet hatten, große Flächen entlang der Landstraße BR-163 in Brand zu stecken.

Farmer sollen für neue Brände verantwortlich sein

Ziel der koordinierten Aktion sei gewesen, den rechten Präsidenten Jair Bolsonaro bei seinem Plan zu unterstützen, die Umweltkontrollen zu lockern, hieß es in dem Bericht. Nach Einschätzung von Naturschützern werden die meisten Brände von Farmern gelegt, um neue Weideflächen für ihr Vieh zu schaffen. Da es momentan in der Region ungewöhnlich trocken ist, greifen die Brände immer wieder auch auf intakte Waldflächen über.

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Jänner nahm die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE vom Sonntag um 82 Prozent zu. Insgesamt wurden mehr als 79.000 Brände registriert. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Umweltschützer werfen dem rechtspopulistischen Präsidenten Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.

Proteste: „Der Amazonas bleibt, Bolsonaro geht"

Zahlreiche Menschen protestierten am Sonntag gegen Bolsonaros Umweltpolitik. An einer Demonstration im Stadtteil Ipanema in der Millionenmetropole Rio de Janeiro beteiligten sich Künstler, Umweltaktivisten und Politiker. "Der Amazonas bleibt, Bolsonaro geht", skandierten sie. Der populäre Sänger Caetano Veloso sagte dem Nachrichtenportal G1: "Ich bin hier, um die Flagge des Umweltschutzes hochzuhalten. Die Brände im Amazonasgebiet zeigen, wie wichtig das ist."

Nachdem Bolsonaro wegen seiner zögerlichen Reaktion auf die Brände weltweit in die Kritik geraten war, schickte er nun die Streitkräfte in den Kampf gegen die Flammen. In sieben Bundesstaaten der Region sollten Soldaten bei den Löscharbeiten helfen und gegen Brandstifter vorgehen. Insgesamt stehen im Amazonasgebiet mehr als 43.000 Soldaten zur Verfügung.

Ein am Sonntag vom Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video zeigt eine Maschine, die Tausende Liter von Wasser über Wäldern des Bundesstaates Rondonia ausschüttet. Nach Angaben des Büros von Präsident Jair Bolsonaro hat dieser derartige Armeeeinsätze in bisher sieben Bundesstaaten genehmigt, nachdem deren Regierungen entsprechende Hilfe beantragt hatten. Details zu diesen Einsätzen lagen zunächst nicht vor.

Internationale Hilfe gegen das Flammeninferno

Israel will ein Löschflugzeug zur Unterstützung schicken, wie Bolsonaro am Sonntag bei Twitter mitteilte. Zwei Flugzeuge der brasilianischen Luftwaffe wurden am Wochenende bereits bei den Löscharbeiten im Bundesstaat Rondônia eingesetzt.

Angesichts des Flammeninfernos wollten auch die großen Industriestaaten nun rasche Hilfe anbieten. Mit den Ländern der Region in Südamerika werde Kontakt aufgenommen, sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron beim G7-Gipfel in Biarritz. Im Kampf gegen die schweren Waldbrände haben die G7-Staaten rund 20 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. Damit sollten vor allem Löschflugzeuge finanziert werden, sagte Macron am Montag. Zudem einigten sich die Länder auf einen Wiederaufforstungs-Plan.

(APA)

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