Trump will Iran "wieder reich machen"

REUTERS
  • Drucken

Es sei „zu früh“, den iranischen Außenminister persönlich zu treffen, sagt der US-Präsident. Er zeigt sich am G7-Gipfel optimistisch für Iran-Verhandlungen, fordert aber auch eine Aufgabe des Raketensystems.

Kam der Besuch des iranischen Außenministers Javad Zarif beim G7-Gipfel im französischen Badeort Biarritz also doch weniger überraschend, als es anfänglich schien? Das jedenfalls beteuerten der französische Präsident Emmanuel Macron, der das Iran-Thema auf die Gipfel-Agenda gesetzt hatte, und US-Präsident Donald Trump. Die beiden Staatschefs hätten sich im Vorhinein über den Auftritt Zarifs bei dem Treffen der mächtigen Wirtschaftsnationen abgesprochen.

Das Weiße Haus hatte wohlgemerkt noch am Sonntag negiert, über den Überraschungsbesuch informiert gewesen zu sein. Und als Affront habe er die Einladung auch nicht empfunden, meinte Trump am Montag. Die USA sehen den Iran als Feind. Trump hatte den iranischen Außenminister Ende Juli auf die US-Sanktionsliste setzen lassen und ihn damit sozusagen zum Staatsfeind erklärt. Und so traf am Wochenende nur der französische Präsident zu einer Unterredung auf Zarif.

Macron wollte mit der Einladung Bewegung in die festgefahrenen Gespräche um das Atomabkommen mit Iran bringen. Während die USA aus dem Atomabkommen ausgestiegen sind, wollen die anderen sechs G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada daran festhalten.

Trump: Will keinen Regimewechsel im Iran erzwingen

Laut Diplomaten schlug Macron dem US-Präsidenten vor, Washington solle dem Iran für einen begrenzten Zeitraum die partielle Wiederaufnahme seiner Ölexporte erlauben, und Teheran soll im Gegenzug zusagen, seine Urananreicherung zu stoppen und nicht wieder aufzunehmen. Das hieße freilich, dass die US-Regierung auf ihre „Strategie des maximalen Drucks“ verzichten müsste, von der sie bisher fest überzeugt ist, dass sie das iranische Regime in die Knie zwingen werde.

Trump sagte am Montag, ein neues Abkommen müsse langfristiger angelegt sein und unter anderem auch ballistische Raketen umfassen. Trump stellte dem Iran - ähnlich wie bei seinen Gesprächen mit Nordkorea - im Fall von erfolgreichen Verhandlungen wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht. „Wir wollen den Iran wieder reich machen“, meinte er. Wenn Teheran mit dem „Terrorismus aufhöre“. Persönlich habe er Zarif nicht treffen wollen - dazu sei es zu früh. Der Präsident erklärte, er wolle keinen Regimewechsel in Teheran erwirken. Die Lebensweise, zu der die Iraner gezwungen würden, sei aber inakzeptabel.

Nächster G7-Gipfel wahrscheinlich in Miami

Der nächste G7-Gipfel wird jedenfalls wieder mehr nach Trumps Vorstellungen ablaufen: Er soll voraussichtlich in Miami stattfinden, wenn die USA im nächsten Jahr den Vorsitz übernehmen. Die Hoffnung, dass auch der russische Präsident Wladimir Putin beim Gipfel in den USA dabei sein wird, hat Trump noch nicht aufgegeben. Am Sonntag hatte Trump im Kreis der G7 wohl keine Anhänger, geschweige denn eine Mehrheit dafür gefunden, aus der Gruppe der G7 wieder die G8 zu machen. Die russische Föderation war wegen der Annexion der Krim 2014 aus dem Kreis ausgeschlossen worden.

(red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gruppenfoto mit Gästen: Nicht nur Staatschefs der G7 waren in Biarritz - zum Teil mit Partner(inne)n - zu Gast.
Außenpolitik

G7 in Biarritz: Kooperativ, konstruktiv aber im Grunde uneinig

Das Ende des G7-Gipfels ist von Lob geprägt: Trump, Merkel, Macron berichten von guten Verhandlungen. Befürchtete Eklats blieben aus. Doch eine gemeinsame Abschlusserklärung gibt es nicht.
Donald Trump und Emmanuel Macron beim Abschluss des G-7-Treffens in Biarritz
Außenpolitik

G-7 einigen sich doch noch auf eine einfache Abschlusserklärung

Entgegen ersten Planungen haben sich die G-7 auf ihrem Gipfel im französischen Biarritz doch auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt. US-Präsident Donald Trump hat Emmanuel Macron geradezu mit Lob überschüttet.
Vom Gespräch zwischen Macron (re.) und Zarif (li.) gibt es nicht einmal die üblichen Handshake-Fotos vor den Landesflaggen.
Außenpolitik

Trump macht gute Miene zum Iran-Coup von Biarritz

Der Überraschungsbesuch von Irans Außenminister beim G7-Gipfel läutet neue Verhandlungen ein. Donald Trump erklärte sich zu einem direkten Treffen mit Irans Präsident Rohani bereit.
Außenpolitik

Irans Außenminister platzte in die G7-Party

Gipfelgastgeber Emmanuel Marcon wollte in Biarritz Lösungen für die Iran-Krise finden und hatte auch einen Kompromissvorschlag für die USA parat. Doch US-Präsident Trump war davon nicht sehr angetan.
Gleich nach dem Brexit wollen der britische Premier, Boris Johnson, und US-Präsident Donald Trump einen „sehr großen“ Handelsvertrag abschließen.
International

Trump bleibt im Handelskrieg stur

US-Präsident Donald Trump gab sich auf dem G7-Treffen überzeugt, dass die Strafzölle gegen China richtig seien. Dafür will er einen Vertrag mit Großbritannien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.