Geplanter Mietendeckel in Berlin belastet Immobilienaktien deutlich

Wohnen in Berlin
Wohnen in Berlin APA/dpa/Wolfgang Kumm
  • Drucken

Die Mietobergrenze soll in der deutschen Hauptstadt nach Plänen der Stadtentwicklungssenatorin künftig bei knapp acht Euro je Quadratmeter liegen.

Die strengen Pläne für einen Mietendeckel in Berlin haben Anleger am Montag einmal mehr aus Immobilienwerten vertrieben. Vor allem bei den Aktien der auf Berlin fokussierten Konzerne Deutsche Wohnen und Ado Properties hinterließ der Entwurf von Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) mit neuen Tiefstständen seit Ende 2016 und Mitte 2017 Spuren.

Geht es nach Lompscher, dann wird in der Hauptstadt bald eine Obergrenze von knapp 8 Euro je Quadratmeter für nahezu alle Mietverhältnisse eingeführt, und zwar unabhängig von der Lage der Wohnung. Mieten, die über den Obergrenzen liegen, sollen die Bewohner über Anträge bei den Bezirksämtern absenken und zu viel gezahlte Beträge ab Antragstellung zurückfordern können.

Bei den Plänen handelt es sich denn auch um eine Mietkürzung statt eine Bremse, sagte Thomas Rothaeusler, Analyst bei der Investmentbank Jefferies. Die recht niedrig angesetzte Obergrenze werde das Mietniveau in Berlin auf breiter Basis senken. Damit sieht der Experte ein klares Risiko für sein Basisszenario, in dem er bisher von lediglich stagnierenden Mieten ausgeht. Rothaeusler hält den Gesetzentwurf indes für unverhältnismäßig und nicht verfassungsgemäß. Die Wohnungswirtschaft reagierte mit ähnlicher Kritik.

Börsianer sahen die Berliner Pläne trotz aller Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit als erneuten schweren Stimmungsdämpfer für die Branche. Vonovia bestätigte zwar in einer ersten Reaktion die Jahresziele für 2019, befürchtet aber Auswirkungen auf seine Geschäfte. Sollten die Pläne Wirklichkeit werden, würden sie die Mieteinnahmen im Jahr 2020 mit 20 bis 25 Millionen Euro belasten, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das entspräche rund 10 Prozent der Mieteinnahmen in Berlin und rund 1 Prozent der Mieteinnahmen im Konzern.

"Weil sich weniger als zehn Prozent unseres Portfolios in Berlin befindet, sehen wir keine materiellen Risiken", hießt es in der Erklärung. Man habe außerdem ernsthafte Zweifel, dass das Einfrieren der Mieten verfassungskonform sei. Der Einfluss auf die Bewertung des Berliner Portfolios ab 2020 sei noch gar nicht abzuschätzen.

An der Börse sackten die Vonovia-Titel am Montag um 2,3 Prozent ab und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Die Deutsche-Wohnen-Aktien brachen zeitweise sogar um fast 5 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein.

Sorgen vor einem politischen Verbot von Mietsteigerungen warfen Deutsche-Wohnen-Papiere seit Anfang Juni inzwischen um ein Drittel zurück, Ado rutschten mit minus 30 Prozent vergleichbar ab.

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sanierte Wohnhaeuser stehen in einer Strasse in Berlin Kreuzberg Berlin 17 04 2019 Berlin Deutsch
International

Heftige Kritik an Berliner Mietgrenze von acht Euro

Der Berliner Stadtsenat will Nettomieten bei knapp acht Euro pro Quadratmeter deckeln. Wer jetzt bereits eine höhere Miete zahlt, soll eine Herabsetzung verlangen können. Kritik kommt von der Immobilienwirtschaft, die CDU hält die geplante Regelung für verfassungswidrig.
Berlin will Wohnen verbilligen. Auch bestehende Mieten könnten gesenkt werden.
International

Berlin will Mieten auf acht Euro pro Quadratmeter begrenzen

In Berlin liegen nun Details zur geplanten Regelung vor. Auch in Österreich gibt es Mietobergrenzen – mit vielen Ausnahmen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.