Mediales Dauerfeuer gegen Europa hat gewirkt

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Brexit. Forscher untersuchen Einfluss des europafeindlichen Boulevardblatts „Sun“ auf das Referendum.

Wien. Welchen Anteil hatten die britischen Boulevardmedien am Votum für den EU-Austritt ihres Landes? Diese Frage ließ sich bis dato nur mit Verweis auf die Theorie beantworten. Doch eine neue Studie, die demnächst beim Politologie-Kongress APSA in Washington präsentiert wird, macht den Einfluss der Medien zum ersten Mal messbar.

Forschungsgegenstand der Studienautoren Florian Foos und Daniel Bischof war eine zufällige Versuchsanordnung im nordenglischen Distrikt Merseyside: Nach einer Massenpanik bei einem Fußballspiel in Sheffield im April 1989, bei der 96 Menschen ums Leben kamen, startete in Merseyside ein informeller Boykott der EU-kritischen Boulevardzeitung „Sun“, die fälschlicherweise den Fans des lokalen Vereins Liverpool die Schuld an der Katastrophe gegeben hatte – der Boykott hält seit 30 Jahren an. In Folge griffen die Merseysider vermehrt zum EU-freundlichen Boulevardblatt „Daily Mirror“.

Die Folge: Im Vergleich zu Distrikten mit ähnlichen sozio-ökonomischen Parametern ist Merseyside heute deutlich weniger EU-skeptisch eingestellt. Beim Referendum stimmten die Einwohner knapp für den Verbleib in der EU. Nach Berechnungen der Studienautoren wäre das Brexit-Referendum mit 60 zu 40 für den EU-Austritt ausgegangen, hätte die „Sun“ in Merseyside keine unterdurchschnittliche Reichweite. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2019)

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