Armin Wolf biss gestern in der „ZiB 2" bei Minister Peschorn auf Granit. Dieser gab dem Moderator im Interview sogar Nachhilfe in Verfassungsrecht.
Viel wurde schon debattiert über die harten Interviews von Armin Wolf, bei denen Politiker häufig keine bella figura machen. Am Dienstagabend hatte Wolf nun einen Gesprächspartner, der ihm völlig ungerührt seine Grenzen aufzeigte. Es war das erste Fernsehinterview von Innenminister Wolfgang Peschorn, der in seinem Amt mit der Aufarbeitung des Ibiza-Videos beschäftigt ist und für manche Maßnahmen auch schon (vor allem von der FPÖ, aber auch von anderen) intensiv kritisiert wurde.
Einiges davon wurde in der "ZiB 2" vor dem Interview erwähnt, und Peschorn als ein Mann bezeichnet, der nicht auffallen wolle. Nun, das zumindest tat der Minister gestern Abend. Nicht nur mit seiner sehr gestaltenden Auffassung von Verwalten (für diese Regierung untypisch), sondern auch mit seiner Rhetorik. Der Innenminister erklärte etwa gleich zu Beginn staubtrocken, dass Kritiker die Ermittlungen nun mal nicht in ihrer Gesamtheit überblicken könnten. Der "Kriminalfall Ibiza-Video" sei wahrscheinlich "einer der spannendsten Kriminalfälle der Zweiten Republik".
Woraufhin Wolf wissen wollte, ob Peschorn denn mehr wisse als bekannt sei. "Natürlich, der Innenminister sollte mehr wissen", gab dieser zurück. Und: "Sie haben um knappe Antworten gebeten. Sie wissen jedenfalls zu wenig." Ein Vorwurf, der wohl direkt auf Armin Wolf zielte und klar machen sollte, dass ein Gespräch über die Causa wegen seines eingeschränkten Informationsstandes wenig sinnvoll sei.
"Ganz sicher wissen Sie von diesen nichts"
"Gibt es Hintermänner, von denen wir bis jetzt nichts wissen?", versucht es Wolf weiter. "Ganz sicher wissen Sie von diesen nichts", antwortete Peschorn. "Weil die Ermittlungen geheim sind." Dass Wolf auf Granit biss, war an dieser Stelle klar. Er konnte es aber offensichtlich nicht glauben und fragte weiter, ob Peschorn mehr zu den Hintermännern erzählen könne. Dieser schien fast überrascht darüber, dass seine Botschaft noch nicht angekommen war, und schickte ein klares „Nein" nach. Die Ermittlungen seien eben geheim und sollten nicht gefährdet werden.
Inhaltlich interessant wurde es abseits dieser ominösen Ankündigungen dennoch, so schloss Peschorn etwa aus, dass das BVT an der Erstellung oder der Verbreitung des Videos beteiligt war. Er argumentierte gegen den Vorwurf, er sei von der ÖVP gesteuert, sprach über problematische Netzwerke im Innenministerium und gab Wolf nebenbei noch Nachhilfe in Verfassungsrecht ("keine Regierung in Österreich ist gewählt, dieser Irrtum ist weit verbreitet"). Ob wir noch mehr Gespräche dieser Art sehen werden? Peschorn hat offensichtlich noch einiges vor in seiner Zeit als Minister. Und dass er nicht auffallen wolle, dürfte eine gröbere Fehlinterpretation der "ZiB 2" sein.