„Claus Gatterer dreht sich im Grabe um“

Wilhelm möchte, dass das Geld "auf dreißig bis vierzig der in Erl so übel ausgebeuteten belarussischen OrchestermusikerInnen und ChorsängerInnen aufgeteilt" wird. Im Bild: Szene aus der Hauptprobe zur Oper 'La Traviata' in Erl.
Wilhelm möchte, dass das Geld "auf dreißig bis vierzig der in Erl so übel ausgebeuteten belarussischen OrchestermusikerInnen und ChorsängerInnen aufgeteilt" wird. Im Bild: Szene aus der Hauptprobe zur Oper 'La Traviata' in Erl.APA/ROBERT PARIGGER
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Markus Wilhelm will den Gatterer-Preis nicht annehmen. Jetzt sucht der Journalisten Club jemand anderen.

Mit einer ausführlichen Erklärung – und Abrechnung – quittiert der Tiroler Publizist und Blogger Markus Wilhelm die Zuerkennung des Prof.-Claus-Gatterer-Preises durch den Österreichischen Journalisten Club (ÖJC). Das alles sei „ein großes Missverständnis“, schreibt er auf seiner Webseite dietiwag.org – nicht nur, weil er gar nicht zur Zunft gehöre: „Ich sehe mich nicht als Journalisten, schon gar nicht als ,investigativen Journalisten‘, wie es in der Begründung der Jury heißt, sondern als politischen Aktivisten, der halt schreibt.“ Als solcher brachte er die Causa Erl ins Rollen und dessen künstlerischen Leiter Gustav Kuhn zu Fall. Deshalb wollte ihm der ÖJC auch den Prof.-Claus-Gatterer-Preis überreichen. Doch Wilhelm wollte nicht.
Er habe den Preis „nicht angestrebt“, schreibt er, und werde zur Preisverleihung am 5. September nicht nach Eisenstadt kommen. „Ich weiß nicht einmal, ob Claus Gatterer mit der Vergabe seines Preises an mich einverstanden wäre.“ Schließlich hatten die beiden einander „kurz vor seinem Tod befetzt“, weil Wilhelm Gatterer kritisiert hatte – trotz aller „Hochschätzung“ für den 1984 verstorbenen Journalisten und Historiker.

Wo war der Journalisten Club?

Der vom Land Südtirol (für den Südtiroler Gatterer) gestiftete Preis hat mittlerweile neue Geldgeber: das Land Burgenland und die Esterházy-Stiftung. Weder von Landeshauptmann Doskozil noch von Esterházy-Vertretern wolle er etwas annehmen, so Wilhelm: „Ich schreibe nicht ein Leben lang gegen diese Zustände, um mich dann mit ihnen gemein zu machen.“ Doskozils „Law-and-Order-Politik“ und eine Stiftung, „der 2019 immer noch ein Zehntel vom burgenländischen Erdboden gehört“ – „Claus Gatterer dreht sich im Grabe um“, ist er überzeugt.
Auch der ÖJC wird in dem Blog kritisiert: „Wo war dieser feine Club, als mir in der Causa (Erl; Anm.) 18 Zivilklagen mit einem Streitwert jenseits der fünf-, sechs-, siebenhunderttausend Euro zugestellt wurden? Ein klitzekleines bisschen Solidarität (. . .) wäre mehr wert gewesen als der Zinnober mit dem Gatterer-Preis.“ Die 10.000 Euro Preisgeld wollte er an die „in Erl so übel ausgebeuteten belarussischen OrchestermusikerInnen und ChorsängerInnen“ spenden. Das wird aber nicht gehen: Der ÖJC reagierte verschnupft. Man werde einen neuen Preisträger benennen.

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