Der Linzer Polterer und seine Vision

Lask-Präsident Siegmund Gruber hat auch für diese Saison die schwarze Null als Ziel ausgegeben.
Lask-Präsident Siegmund Gruber hat auch für diese Saison die schwarze Null als Ziel ausgegeben.GEPA pictures/ Mathias Mandl
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Lask-Präsident Siegmund Gruber hat auch für diese Saison die schwarze Null als Ziel ausgegeben. Er habe kein Problem mit Rapid, sondern lediglich mit Ungerechtigkeiten.

Linz/Wien. Dem Europacup-Abenteuer und seinen Verlockungen zum Trotz hat Lask-Präsident Siegmund Gruber versprochen, dass die Hand eisern am „Börserl“ bleibt. „Beim operativen Budget will ich immer auf eine schwarze Null“, erklärte Gruber. Abhängig vom Play-off-Rückspiel gegen Brügge (nach Redaktionsschluss) winken in der Champions League allein 15,25 Millionen Euro Antrittsprämie, dazu kommen noch Punkteprämien, TV-Gelder, und die Einnahmen in den drei Heimspielen. In der Europa League wäre immerhin noch ein Bonus von 7,7 Millionen Euro fix.

Eine erfreuliche Bilanz, für einen Klub, der sich nicht als Ausbildungsverein sieht und mit dem Stadionumbau auf der Linzer Gugl auch ein kostspieliges Projekt anvisiert. Gruber, seit 2016 Präsident, will die Mittel „gezielt reinvestieren“, könne aber noch nicht sagen, wo genau. „Man verteilt das Fell des Bären nicht, bevor er erlegt ist.“ Der Einstieg Grubers erfolgte 2013 in der Rolle eines „Freundes des Lask“, die überschaubare Personengruppe potenter Sponsoren rettete den Verein damals vor dem Untergang. „Du musst ehrliche Schwarz-Weiße finden, die viele finanzielle Mittel aufbringen. Auf dem Gerüst haben wir aufbauen können“, sagte Gruber, wies aber auch auf die Weiterentwicklung hin. „Sie sind eine wesentliche und sehr wichtige Säule, aber nicht mehr die einzige. Wir haben durch die Markenstärkung viel Aufmerksamkeit erlebt, mittlerweile haben wir 90 Sponsoren.“

Verkäufe nicht Endzweck

Von seinem Ziel, „den bestmöglichen Fußball mit der bestmöglichen Mannschaft“ zu spielen, wird sich Gruber zumindest nicht entfernen, Vertragsverlängerungen dürften leichter von der Hand gehen. Spielerverkäufe sieht der Oberösterreicher nicht als Endzweck. „Man nimmt das als präpotent, wenn ich sage, dass ich keine Spieler verkaufen will. Es ist aber ein Faktum der operativen Planung. Sonst setze ich mich unter Druck. Und den will ich nicht haben.“ Um die laufenden Einnahmen steigern zu können, peilt der Lask ein eigenes Stadion an, das jährliche Zusatzeinnahmen von fünf Millionen Euro lukrieren soll. Nach dem gescheiterten Projekt in Pichling soll nun die Linzer Gugl für geschätzte 50 Millionen Euro in eine 16.500 Sitzplätze fassende reine Fußballarena umgebaut werden. „Die Gugl ist die bessere Lösung, nur war sie vonseiten der Stadt vorher gar nicht am Tisch“, betonte Gruber.

Gruber hat ein Macher-Image, dem er auch in seiner Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga treu bleiben will. Etwa beim TV-Vertrag, der für 2022 neu verhandelt wird. „Ich kann mir eine substanzielle Erhöhung vorstellen, eine Verdopplung würde ich mir wünschen“, meinte Gruber. Dass Aufsichtsratschef Philipp Thonhauser aus beruflichen Gründen rund 70 Prozent der Zeit im Ausland verbringen wird, sei kein Problem. „Wir haben den operativen Bereich in die Hände des Aufsichtsrats gelegt. Was wir nicht brauchen, ist ein Meistertellerüberreicher.“

Der Umstand, dass keine Wiener Klubs mehr im BL-Aufsichtsrat vertreten sind, dürfe nicht überbewertet werden. Austrias Markus Kraetschmer zog sich zurück, Rapid-Präsident Michael Krammer wurde nicht mehr gewählt. Regelmäßige Sticheleien gegen Grün-Weiß sind freilich nicht zu übersehen. Gruber ist sein Ruf als Polterer egal. „Ich habe nur ein Problem mit Ungerechtigkeiten. Aber ich fange nicht an zu trenzen.“

Vielmehr ist der Lask-Präsident überzeugt: „Ich benenne die Probleme.“ Im Bereich der Fans liege einiges im Argen, das habe nichts mit Rapid zu tun. „Wenn sich die Fans der Austria oder unsere schlecht verhalten, würde ich das auch sagen“, erklärte er und verwies auf jüngst ausgesprochene Sanktionen. „Wenn bei uns der Vorsänger am Feld steht, kriegt er Stadionverbot. Es gibt für bestimmte Sachen eine rote Linie.“ Der momentane Höhenflug des Lask sei jedenfalls nicht Auslöser für seine Aussagen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich etwas sage, wenn ich etwas zu sagen habe.“ (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2019)

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