Brasilien will Brandrodung in Trockenzeit verbieten

Verheerende Feuer in Brasilien
Verheerende Feuer in Brasilien(c) Reuters
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Innerhalb von 60 Tagen sollen keine Feuer gelegt werden dürfen - ausgenommen werden die indigenen Gemeinschaften. Indes steigt der Druck auf Präsident Bolsonaro weiter an.

Angesichts der verheerenden Feuer in Brasilien will die Regierung Brandrodungen in der Trockenzeit verbieten. Innerhalb von 60 Tagen sollen demnach keine Feuer gelegt werden dürfen, berichtete das Nachrichtenportal G1. Ausnahmen soll es aber geben. Konkret werden die als Selbstversorger agierenden indigenen Gemeinschaften von den Bestimmungen ausgenommen, heißt es. Und: Das Dekret soll am Donnerstag im Amtsblatt veröffentlicht werden.

Hintergrund des Dekrets dürfte sein, dass der internationale Druck auf den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro stetig zunimmt. Kritiker werfen seiner Regierung vor, nicht energisch genug gegen die Feuer - die schwersten seit Jahren (siehe Infobox unten) - vorzugehen. Neben Politikern meldete sich zuletzt auch Prominente aus der Film- und Musikbranche zu Wort: Die Stiftung von Leonardo DiCaprio spendet fünf Millionen Dollar für die von Bränden geplagte Region.

>>> Vier Fragen zu den weltweiten Bränden

Der britische Musiker Sting übte via Facebook Kritik an Bolsonaro: "Populistische Führer, die sich auf nationalistische Agendas berufen und behaupten, der Klimawandel und seine Verursacher seien ein Trick, sind schuldiger als die, die nur dabei stehen und nichts machen“, spielte er darauf an, dass der Präsident eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet ist und den menschgemachten Klimawandel anzweifelt.

Experte: Brände begünstigen künftige Dürren

Harald Vacik vom Institut für Waldbau an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) macht indes darauf aufmerksam, dass die Tausenden – teils gelegten – Brände im Amazonas-Regenwald künftige Dürren begünstigen und damit einen Teufelskreis in Gang setzen könnten. Denn Verdunstungseffekte sind in der Region ein wichtiger Treiber für Regen. Nimmt die Waldfläche ab, dann gehen Niederschläge zurück, was wiederum Dürren und damit Brände begünstige, sagte der Experte.

„Wann die Lage kippt, ist schwer zu sagen“, meinte der Forstexperte der Boku. Prinzipiell seien manche Ökosysteme wie im Amazonas-Gebiet auf Brände zur Verjüngung angewiesen, diese seien Teil der Dynamik. Problematisch werde es nur, wenn Feuer in zu großem Ausmaß und zu häufig auftreten. „Dann kann sich der Wald nicht mehr erholen“, erklärte Vacik. Verschlimmert werde die Lage auch durch den Klimawandel, der etwa zu längeren und früheren Trockenperioden führe und die Anzahl an potenziell brandauslösenden Blitzschlägen erhöhe.

Auf einen Blick

In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Die Zahl der Feuer und Brandrodungen stieg im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 77 Prozent auf mehr als 83.000 Brände an.

Viele Feuer wurden offenbar von Farmern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Soja-Anbau zu schaffen. Weil es derzeit sehr trocken ist, greifen die Brände auch auf noch intakte Waldgebiete über.

(APA/dpa/Red. )

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