Wenn ein Nobelpreisträger dem Staat dringend zur Zockerei rät

Einfach verrückt: Obwohl die Welt in Schulden zu ertrinken droht, fordert der berühmte Wirtschaftsexperte Paul Krugman noch mehr Staatsschulden.

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Intelligenz schützt bekanntlich nicht im Geringsten davor, gelegentlich Unsinn abzusondern. Das trifft sogar auf hochgeachtete Nobelpreisträger wie etwa den Ökonomen Paul Krugman zu, der einst dem Internet attestiert hat, auf die Wirtschaft „nicht mehr Auswirkungen als die Erfindung des Fax“ zu haben, 2009 eine Staatspleite Österreichs in den Raum stellte und erstaunlich lang freundliche Worte für Venezuelas Sozialismus fand. Gäbe es einen Nobelpreis für Danebenliegen, Krugman wäre diese Auszeichnung nicht zu nehmen.

Dieser Tage ritt er wieder einmal aus und stellte abermals eine steile Theorie auf. „Die Welt“, schrieb er in der „New York Times“, habe ein „Deutschland-Problem“. Sein Vorwurf: Die Berliner Regierung gebe infolge ihrer Politik der „schwarzen Null“, also in der Regel ausgeglichener Budgets ohne neue Staatsverschuldung, zu wenig aus und verhindere damit bei all ihren wichtigsten Handelspartnern stärkeres Wachstum. „Eine geradezu besessene Angst vor Schulden, die inzwischen die gesamte Weltwirtschaft bedroht“, ortet der Ökonom und Hobbypsychiater bei den Deutschen.

Seine dringende Forderung an Kanzlerin Merkel: Mehr Schulden machen, und zwar viel mehr, und damit staatliche Investitionsprogramme auflegen. Krugmans Forderung entspricht dabei voll dem Zeitgeist. Schon wird in Deutschland die Beseitigung der vor zehn Jahren beschlossenen Schuldenbremse diskutiert, die sogar im Grundgesetz festgeschrieben ist: „Die Haushalte von Bund und Ländern sind grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten auszugleichen.“

Indem Deutschland damit über die letzten Jahre seine Staatsschulden (im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) abbaute, betrieb das Land letztlich nur, was Lord Keynes uns gelehrt hatte: Jene Schulden, die der Staat in schlechten Zeiten aufnimmt, muss er in guten Zeiten – wie den letzten Jahren – wieder zurückzahlen. Dass gerade linke Politiker und Keynesianer wie Krugman nun Merkel vorwerfen, sich an die Empfehlungen Keynes' zu halten, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Wann, wenn nicht in Jahren des Booms, soll denn dann bitte eine Regierung eigentlich ihre Schulden reduzieren, um für kommende Krisen wieder Spielraum zu haben?

Indem bekannte Ökonomen die Politik auffordern, in Form exzessiver Schulden „ordnungspolitischen Schweinkram“ (so die „FAZ“) wieder salonfähig zu machen, legen sie leider ein solides Fundament für die nächste Krise. Denn grundsätzlich kann durch Schulden, mit denen staatlicher Konsum finanziert wird, kein Wohlstand geschaffen werden.

Durch Staatsschulden kann nur künftiger Konsum in die Gegenwart verlagert werden, was zwar für Politiker, die in Legislaturperioden rechnen, höchst erfreulich ist, aber natürlich bloß das Problem in die Zukunft verlagert – was vorgefressen wird, muss nachgehungert werden. Wer daran zweifelt, kann in überschuldeten Ländern wie Griechenland, Italien oder auch Frankreich vor Ort studieren, wie sehr übermäßige Schulden Staaten kaputtmachen und die Politikfähigkeit von Regierungen lähmen können.

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