Reicht auch ein Zweiliter-Gebinde mit 197 PS für echte Roadster-Thrills im BMW Z4? Und wie fühlen sich diese eigentlich an?
Anders als beim Cabrio, das nur ein offenes Auto bezeichnet, werden vom Roadster Kriterien wie tiefer Schwerpunkt, Sitzposition knapp über dem Boden und ranke Ausdehnungen eingefordert, vor allem aber: ein gewisses Gefühl der Verwegenheit, das beim Fahren vermittelt wird, quasi die scharfe Gegenposition zum SUV-Kokon.
Der Z4 hat erwartungsgemäß keine Mühe, dem zu entsprechen – BMW ist im Roadsterbauen ja auch kein Anfänger (wer daran zweifelt, hatte nie das Vergnügen im famosen BMW 328 von 1937).
Wenngleich die Münchner die Sache am lukrativen oberen Rand des für Puristen gerade noch Statthaften platzieren, was Gewicht und Komfort angeht – mit 1405 Kilogramm (nach DIN; plus 75 kg gemäß EU) ist er erheblich massiger als der rund nur eine Tonne schwere Mazda MX-5 als idealtypischer Vertreter des Genres. Erst recht unser wunderschön Testexemplar in Misanoblau, das fast schon frivol reichhaltig ausgestattet war, was den Grundpreis von 45.874 Euro auf über die 70.000 treibt.
Reicht dem BMW da die kleinste der angebotenen Motorisierungen? Ein Roadster soll ja freudig am Gas hängen und sich nicht von jedem aufgeblasenen Diesel-Dickschiff die Schneid abkaufen lassen, wenn es einmal High Noon an der Ampel schlägt.Auf dem Papier weist der 197 PS starke Z4 20i die Null-auf-Hundert in 6,6 Sekunden aus, Spitze: 240 km/h. Das sind alleweil brauchbare Sportwagenwerte, und in Fahrt kommt nie das quälende Gefühl auf, untermotorisiert zu sein. Nein, das ist ein feiner Motor, wohlklingend, akustisch auf der dezenten Seite, und der dank eines schnell ansprechenden Turbos nicht erst in hohe Drehzahlen flüchten muss, um sich durchzusetzen. Es hilft freilich die akkurate Schaltarbeit der bei BMW so bewährten Achtgang-Automatik von ZF.
Es ist durchaus angeraten, auf der richtigen Art von Straße – kurvig, bergig, einsam – den Sportmodus zu alarmieren und das Getriebe manuell zu verwalten. Je dynamischer es wird, desto eher merkt man, dass die Bremsanlage noch ausreichend, aber nicht überragend ist. Offenbar kalkuliert BMW beim Einstiegsmodell mit einem Fahrertypus, der es aufs flotte Cruisen anlegt. Und das macht im Z4 wirklich enorm viel Freude, auch, weil Ergonomie (das etwas zu dicke Lenkrad ausgenommen), Bedienung, Anmutung exzellent sind. Wenn die kleine Motorvariante hilft, den Traum vom Roadster zu realisieren – umso besser. Den MX-5 sollte man sich trotzdem anschauen. (tiv)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2019)