Blind Date mit einem Buch

Markus Renk mit ausgewählten Büchern beim Forum Alpbach. Das Regal wurde von Studio Calas gestaltet.
Markus Renk mit ausgewählten Büchern beim Forum Alpbach. Das Regal wurde von Studio Calas gestaltet.(c) Daniel Novotny
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Markus Renk will die jahrhundertealte Wagner'sche Buchhandlung kreativ wiederbeleben. Mit Bücherabos und anderen Überraschungen.

Lebensbereichernd, entspannend und eine Möglichkeit zur Flucht in eine andere Welt – das sind Bücher für Markus Renk. Er hat sein Leben den Büchern verschrieben und sich für die alte Wagner'sche Universitätsbuchhandlung in Innsbruck ein frisches Konzept überlegt. Dafür hat er sieben neue Mitarbeiter angestellt. Sonst könnte er das umfangreiche Programm neben dem Verkauf wohl kaum umsetzen.

Im Oktober 2015 übernahm Markus Renk als Geschäftsführer die Buchhandlung, die zuvor neun Jahre lang als Thalia geführt wurde. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber eine einmalige Chance, die ich einfach nutzen musste“, sagt Renk. Der Fachgruppen-Obmann der Buch- und Medienwirtschaft Tirol arbeitet zwar seit 33 Jahren in der Buchbranche, zuvor als Vorstand für den Handel bei Tyrolia. Durch das Intermezzo mit dem Konzern war der Erfolg der regionalen Wagner'schen aber nicht gesichert.

Um sich wieder auf die „Stärken der Bücher zu besinnen“, wie er sagt, verzichtete er bei der Entwicklung der Produktpalette großteils auf Spielzeug und Deko. Stattdessen lädt er regelmäßig Autoren zu Lesungen ein. Zum heurigen Jahresbeginn hat er es sogar geschafft, den Bestsellerautor T. C. Boyle aus den USA mit seinem Buch „Das Licht“ nach Innsbruck zu holen. Von den heimischen Schreibern waren unter anderen Thomas Brezina, Vea Kaiser und Eva Rossmann zu Besuch.

„Bücher können problemlos tausend Quadratmeter bespielen. Darum gibt es in der Wagner'schen auch zu 99 Prozent Bücher“, sagt er. Dabei sei ihm wichtig, die Werke von österreichischen und vor allem Tiroler Autoren anzubieten. Besonders stolz ist Renk auf das Buch „Erinnerungen in Innsbruck“. Wir alle seien Bücher mit Tausenden von Seiten, die geschrieben werden sollen. „Da überliefern Omas die Geschichten, die sie für ihre Enkel aufgehoben haben, aber auch bekannte Autoren schreiben für das Buch“, sagt Renk, der derzeit die „Speakers' Library“ in Alpbach bespielt: Dort gibt es die Bücher der Gastredner von Jeffrey Sachs bis Joseph Stiglitz – und das, was die Autoren ihrerseits empfehlen.

Der „Buchdrucker der Medici“

Seit Anfang des Jahres hat die Wagner'sche als Verlag neun Bücher österreichischer Autoren herausgegeben: von Christoph Bauer, Gernot Zimmermann und Hubert Flattinger zum Beispiel. Im Buch „Der Buchdrucker der Medici“ erzählt Bauer von der Entstehung der Wagner'schen Buchhandlung und Hofdruckerei, die Michael Wagner im Jahr 1639 gründete. Die Universitätsbuchhandlung hatte bis 1916 bereits einen eigenen Buchverlag, musste im Ersten Weltkrieg aber verkauft werden. Renk wollte die Tradition des hauseigenen Verlags wieder aufleben lassen – und begann gemeinsam mit Gesellschafter und Haymon-Verleger Markus Hatzer damit, jährlich einen Kalender namens „Innsbruck, wie es früher war“ von Lukas Morscher herauszugeben.

Von der Wagner'schen gibt es zudem ein eigenes Magazin. „Das ist spannend für Buchhändler, weil sie tiefer in die Materie tauchen können“, so Renk. „Wagner einmalig“ sammelt Interviews mit Buchautoren, Rezepte aus Kochbüchern und Empfehlungen.

Renk organisiert auch gern „Blind Dates“ für seine Kunden, verkuppelt sie aber nicht. Denn die Überraschung ist in Papier verpackt, und daraus besteht auch der Inhalt. Ähnlich verhält es sich bei den Bücherabos: Die Kunden geben online ihre Interessengebiete an, zahlen eine Pauschale für ein, zwei Bücher oder mehr. Renk und seine Mitarbeiter entscheiden dann, welche Bücher sie den Abonnenten per Fahrradzustelldienst schicken. Wer unzufrieden ist, kann die Bücher wieder zurückgeben – selbst, wenn er schon mit dem Lesen begonnen hat.

Gelegentlich sperrt der Chef seine „Lesefreaks“ auch über Nacht in der Buchhandlung ein. Die Veranstaltungsreihe nennt er „Buchgenuss nach Ladenschluss“. Die Besucher können dort übernachten und lesen, bis die Augen zufallen.

ZUR PERSON

Bücher. Markus Renk leitet die Wagner'sche Buchhandlung in Innsbruck. Für das Forum Alpbach hat er Vortragende nach ihren Empfehlungen gefragt und die jeweiligen Bücher in das von Studio Calas gestaltete Regal geschlichtet. Täglich hat er neue Bücher von Innsbruck in die sogenannte „Speaker's Library“ nach Alpbach geholt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2019)

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