Thailand: Premier ruft im TV zur Versöhnung auf

Thailand Premier ruft Versoehnung
Thailand Premier ruft Versoehnung(c) EPA (ROYAL THAI ARMY / HANDOUT)
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Zu den von der Opposition geforderten Neuwahlen äußert sich Ministerpräsident Abhisit nicht. Die Proteste haben katastrophale Folgen für die thailändische Wirtschaft.

Zwei Tage nach dem gewaltsamen Ende der Straßenkämpfe in Bangkok hat Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva die Ordnung für wiederhergestellt erklärt und sein Land zur Versöhnung aufgerufen. Am Freitag traten erstmals die katastrophalen Folgen der monatelangen Proteste für Tourismus und Wirtschaft zutage. Menschenrechtler äußerten sich besorgt über das Schicksal der in Thailand inhaftierten Anführer der Oppositionellen.

Abhisit: "Sitzen alle im gleichen Boot"

"Wir haben die Ordnung in Bangkok und den Provinzen wieder hergestellt", sagte Abhisit in einer TV-Ansprache. Nun werde alles dafür getan, um schnell zur Normalität zurückzukehren. An die tief gespaltene Nation appellierte er, an dem "Versöhnungsprozess" teilzunehmen. "Wir sitzen alle im gleichen Boot", sagte er an die Adresse der roten Regierungsgegner und der verfeindeten elitetreuen Monarchieanhänger. Die Spaltung im Land sei nun eine der größten Herausforderungen, die es zu überwinden gelte. Zu den von der Opposition geforderten Neuwahlen äußert er sich nicht.

Neun Leichen in Einkaufszentrum

Unterdessen wurden in Bangkok in dem in Brand gesteckten Einkaufszentrum Central World zehn Leichen gefunden. Das mehrstöckige Gebäude hatten frustrierte Demonstranten nach der Militäroffensive gegen die Regierungsgegner am Mittwoch angezündet. Es brannte völlig aus und stürzte teilweise ein. Die Feuerwehr machte keine Angaben, wie die Menschen ums Leben gekommen waren. Eine Leiche wurde nach Angaben der Polizei am Morgen im 4. Stock des Gebäudes gefunden. Neun Leichen wurden im Untergeschoß entdeckt. Vor dem Leichenfund hatten die Behörden die Zahl der Todesopfer der Unruhen innerhalb der vergangenen Woche mit 52 angegeben.

Katastrophale Folgen für Wirtschaft

Bei den Aufräumarbeiten in Bangkok zeigten sich unterdessen die katastrophalen Folgen der langen Proteste. Allein die Brände an Gebäuden in Bangkok, darunter der Börse, richteten einen Schaden von umgerechnet knapp einer Milliarde Euro an. Finanzminister Korn Chatikawanij sagte in Tokio, die Bilder aus Thailand hätten "katastrophale Folgen" für den Tourismus, der rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Auch werde es künftig schwierig, Investoren zu finden. Ein Sprecher der Außenhandelskammer sagte AFP: "Sich einen Ruf aufzubauen, dauert lange - um ihn zu zerstören, reicht eine Nacht."

Sorge über inhaftierte Rothemden

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zeigte sich besorgt über das Schicksal der inhaftierten Anführer der Rothemden. Die acht Chefs, die sich jüngst den Behörden stellten, würden an unbekannten Orten festgehalten. Es sei zu befürchten, dass sie und weitere festgenommene Demonstranten Misshandlungen ausgesetzt seien. Die Betroffenen müssten unverzüglich offiziell angeklagt oder wieder auf freien Fuß gesetzt werden, forderte HRW.

Mindestens 86 Menschen getötet

Die Rothemden hatten seit Mitte März erbittert gegen die Regierung protestiert und Neuwahlen gefordert. In Bangkok hielten sie über Wochen ein Geschäftsviertel besetzt, das die thailändische Armee am Mittwoch schließlich stürmte. Die Anführer der Rothemden ergaben sich daraufhin, viele wütende Regierungsgegner steckten jedoch Gebäude in Brand. Seit Beginn der Proteste wurden 86 Menschen getötet und rund 1900 verletzt. Noch bis Sonntag gilt in Bangkok und 23 weiteren Provinzen eine Ausgangssperre.

Hintergrund

Die protestierenden Rothemden sind Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Sie werden angeführt von der Vereinigten Front für Demokratie gegen Diktatur (UDD), die ihre Anhänger vor allem unter der ärmeren Landbevölkerung hat.

Sie halten die derzeitige Regierung für illegal, da diese nicht gewählt, sondern vom Militär in einem "stillen Staatsstreich" im Dezember 2008 eingesetzt worden sei. Nach der Auflösung der Thaksin-nahen Regierungspartei durch ein Verfassungsgericht bestimmte das Parlament Abhisit Vejjajiva zum Premier.

Als Abhisit einen Wahltermin für den 14. November in Aussicht stellte, schien eine Einigung in Reichweite - die aber scheiterte, weil die Rothemden verlangten, dass Vizepremier Suthep Thaugsuban wegen der Zusammenstöße vom 10. April angeklagt werde.

Mehr: Chronologie des Konflikts seit 2005

(APA/Reuters)

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