Die Polizei verhaftet vor geplanten Demonstrationen am Samstag den bekannten Aktivisten Joshua Wong und seine Mitstreiterin. Die Angst, dass die Regierung Notstandsgesetze verhängen könnte, geht um.
„Jiayou – Durchhalten – Hongkong“ oder „Gegen Polizeigewalt“. Ein Flyer nach dem anderen säumt die Mauer einer Passantenbrücke in einem Randbezirk der chinesischen Sonderverwaltungszone. Auf der anderen Seite des Victoria Harbour, auf Hongkong Island, deuten an den Wänden der Fußgängerpassagen nur mehr weiße Papierfetzen auf die Protestnotizen hin. Ein Ausdruck der Zerrissenheit, die die Finanzmetropole prägt: Während Regierungschefin Carrie Lam immer entschlossener gegen die mehr als 80 Tage dauernden Demonstrationen vorgeht, geben die Regierungsgegner ihren Widerstand nicht auf. Und kurz vor einem wichtigen Jahrestag der Bewegung am Samstag verhärteten sich die Fronten weiter.
Die Polizei verhaftete am Freitag mehrere prominente Aktivisten. Darunter Joshua Wong, das Gesicht der sogenannten Regenschirmproteste von 2014, und Mitstreiterin Agnes Chow. Die 22-Jährigen, die an der Spitze der prodemokratischen Partei Demosisto stehen, werden der Anstiftung und Teilnahme an einer illegalen Versammlung beschuldigt. Gemeinsam mit Tausenden anderen sollen sie Ende Juni das Polizeihauptquartier attackiert haben, um die Komplettrücknahme eines Gesetzes zu erwirken, das die Auslieferung Verdächtiger an die Volksrepublik erlaubt hätte.