Die Krise der Autobranche

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Einst investierten deutsche Premiummarken 50 Millionen Euro in einen Stand auf der Frankfurter Automobilmesse IAA, die in zehn Tagen eröffnet wird. Heuer stellen 30 Marken gar nicht aus, BMW und Mercedes haben ihre Stände drastisch reduziert. Eine Automesse als Symbol für die tiefe Krise der Industrie.

Wer heuer im März den Autosalon in Genf besucht hat, eine der wichtigsten Automobilmessen der Welt, der hatte so viel Platz zum Flanieren wie noch nie. Breite Gänge, die Messestände waren vor allem von vielen kleinen Firmen belegt, überbordende Ausstellungen gab es kaum, und neben Autos fand man auch Stände für Lederjacken oder konnte sich in einem der Cafés erholen, von denen es so viele gab wie noch nie.

Mit den kleinen Verkaufsständen und den Kaffeehäusern mussten die Veranstalter die Flächen füllen, die die großen Autohersteller heuer nicht beansprucht haben. Denn viele blieben dem Automobilsalon, der seit 1905 fast jährlich stattfindet, fern: Ford, Land Rover, Jaguar, Volvo – wer sich für diese Marken interessierte, suchte in Genf vergeblich nach Modellen.

Auf der IAA in Frankfurt, Europas wichtigster Automesse, die am 12. September ihre Tore öffnet, wird man noch mehr Marken vermissen: Fiat, Chrysler, Jeep, Alfa, Peugeot, Citroën, Renault, Dacia, Nissan, Toyota, Mazda, Mitsubishi, Volvo, Tesla – die Liste der Autobauer, die nicht in Frankfurt vertreten sein werden, ist so lang wie noch nie. 30 Marken haben keinen Stand gebucht, zusammengerechnet machen sie etwa zwei Drittel der weltweiten Autoproduktion aus. Die deutschen Hersteller müssen vertreten sein, geben sich auf der heurigen IAA aber bescheiden: BMW hat seine Ausstellungsfläche gedrittelt, Mercedes zeigt gerade einmal 18 Autos.

Es gibt mehrere Gründe für die Absagen:

Einerseits scheint sich das Konzept der klassischen Automessen überholt zu haben, das zeigt auch das schwindende Interesse an den Messen in Detroit und in Paris. Es gibt mittlerweile bessere Möglichkeiten, neue Modelle zu präsentieren, bei denen man das Medieninteresse zudem nicht mit anderen Herstellern teilen muss.

Andererseits aber haben die Autohersteller heuer wenig zu feiern und müssen sich genau überlegen, wofür sie ihr Marketingbudget ausgeben. Vorbei sind die Zeiten, als deutsche Premiumhersteller 50 Millionen Euro und mehr für einen Auftritt auf der IAA in die Hand nahmen und dafür zwei Jahre Planung veranschlagten.

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