Hitzewellen in den Ozeanen

Nicht nur wir Menschen leiden unter der sommerlichen Hitze: Es gibt auch Hitzewellen in den Ozeanen – über die man allerdings noch nicht allzu viel weiß.

Der heurige Sommer ist um 2,7 Grad zu warm: Laut Hoher Warte (ZAMG) erleben wir – gerade noch – den zweitheißesten Sommer der Messgeschichte, nur wenig unter dem Rekordjahr 2003 mit 2,9 Grad über dem langjährigen Mittel. Damit ging einher, dass die Zahl der Hitzetage (mit mindestens 30 Grad) um das Zwei- bis Dreifache über einem durchschnittlichen Sommer lag. Alle Klimamodelle stimmen überein, dass uns solche Hitzewellen in Zukunft noch viel stärker peinigen werden.

Es mag überraschen, dass dieselbe Aussage nicht nur für Mitteleuropa und andere bewohnte Teile der Welt gilt, sondern auch für die Meere: Denn auch in den Ozeanen kommt es immer öfter zu Hitzewellen. Dabei ist die Wassertemperatur an der Oberfläche regional für eine Woche bis mehrere Monate erhöht – typischerweise um vier bis sieben Grad. Für die Meeresflora und -fauna hat das ernste Konsequenzen: Korallen beispielsweise beginnen schon bei einem Temperaturanstieg um ein Grad zu erbleichen.

Eine Forschergruppe um den Ozeanografen Neil Holbrook (University of Tasmania) hat kürzlich – erstmals – versucht, systematisch die Gründe für die marinen Hitzewellen zu erfassen (Nature Communications, 14. 6.). Gefunden wurden einige Einflussfaktoren, man ist aber noch weit davon entfernt, dieses Phänomen wirklich zu verstehen. Das auch deshalb, weil es noch kein einheitliches Schema zur Erfassung der Hitzewellen im Meer gibt.

So etwas ist derzeit in Aufbau (www.marineheatwaves.org) – so wie überhaupt die Erwärmung der Meere infolge des Klimawandels immer stärker in den Fokus der Wissenschaft rückt. Das geht so weit, dass manche Forscher bereits überlegen, wie man die Meere kühlen könnte. Kaltes Wasser aus der Tiefe nach oben zu pumpen hat sich als viel zu teuer erwiesen. Es gibt aber auch andere Ideen: So untersucht das Marine Cloud Brightening Project (www.mcbproject.org) um den US-Atmosphärenchemiker Robert Wood, ob man durch Versprühen von Meeressalz in niedere Wolkenschichten die Bewölkung vermehren und dadurch die Sonneneinstrahlung vermindern könnte. Ein Szenario ist, dies lokal z. B. bei Korallenriffen einzusetzen, die gerade unter Bleiche leiden. Allerdings räumen selbst die Projektbetreiber ein, dass die Nebenwirkungen derzeit nicht abschätzbar seien.

Es wäre wohl gescheiter, es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass man solche Notfallmaßnahmen gegen die Klimaerwärmung braucht.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

www.diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2019)

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