Performance-Kunst

Live-Acts von Künstlern sind en vogue, doch der Handel mit flüchtigen Werken ist schwierig. In Brüssel gibt es aber sogar eine eigene Messe dafür.

Marina Abramović saß 2010 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) über 75 Tage hinweg jeweils sieben Stunden lang reglos an einem Tisch, Chris Burden ließ sich in den 1970er-Jahren in den Arm schießen, und Valie Export führte Peter Weibel an der Hundeleine durch Wien. Ihre Anfänge nahm die Performance-Kunst in den 1960er-Jahren in New York, von wo aus sie sich auch nach Europa ausbreitete. Die Künstler arbeiteten nach Konzepten, mischten Musik, Theater und Tanz. Die Grenzen zu Aktionskunst, die von der Malerei ausging, und Acts, die das Publikum miteinbezogen, waren fließend. Zu Beginn ging es vielfach darum, zu schockieren, zu verstören, Aufmerksamkeit zu erregen. Inzwischen ist die Zeit der gequälten Körper und der Blut- und Sperma-Aktionen vorbei.

Heute arbeiten Performance-Künstler subtiler, bewegen sich durch das Assoziative, um im Bereich des Unbewussten zu verweilen. Damit wird diese Kunst aber auch für ein breiteres Publikum zugänglich. Den ephemeren Augenblick der Performance live miterleben zu können, hat in der Zeit des im Internet jederzeit verfügbaren Replikats etwas Hochexklusives. Doch wie lässt sich diese flüchtige Kunst auf dem Markt verkaufen? Handelbar sind nur Dokumentationen der Acts in Form von Videos und Fotos, Artefakte und natürlich die Rechte an den Aufführungen. Daher wurde Performance-Kunst bisher vor allem von Institutionen gekauft. Die Tate Modern etwa oder das MoMA sind bekannt für ihre Bestände. Doch der Umstand, dass zunehmend auch Messen dieser Kunst eigene Sektoren widmen, zeigt, dass sich am Privatmarkt etwas bewegt.

Kunst mit Bedienungsanleitung. In Brüssel gibt es seit dem Vorjahr mit der „A Performance Affair“ sogar eine eigene Messe, die sich ausschließlich der Performance-Kunst widmet. Die Messe findet parallel zur Gallery Week vom 5. bis 8. September statt und wird 30 Künstler zeigen. Zu kaufen gibt es laut den beiden Gründern Will Kerr und Liv Vaisberg eigentlich alles. Um es den Besuchern leichter zu machen, gibt es quasi eine Bedienungsanleitung zur Messe. Jede Galerie muss angeben, ob eine Performance wieder aufgeführt werden kann, und wenn ja, wie. Zudem muss angeführt werden, ob und welche Dokumentationsstücke es gibt. Wie das funktionieren kann, zeigt das Beispiel des Belgischen Künstlers Lieven Segers mit seiner Installation „Help“: Um 3500 Euro verpflichtet sich der Künstler ein Leben lang ein Mal pro Jahr das Werk zu installieren. Das restliche Jahr muss sich der Käufer mit einem aufblasbaren Ballon zufriedengeben.

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