Wie wäre es denn mit ein bisschen Rassismuskritik?

Helena Eribenne spielt gern mit dem, was von ihr als „artist of colour“ erwartet wird.
Helena Eribenne spielt gern mit dem, was von ihr als „artist of colour“ erwartet wird.(c) Sandro E. E. Zanzinger
  • Drucken

Helena Eribenne bekommt am Mittwoch den H13-Performancepreis. In einem afrokaribischen Wohnzimmer.

Halt, da brauchen wir noch ein Spitzendeckerl!“ Helena Eribenne ruft zu spät, das Wasserglas hat sich schon auf den Couchtisch vor uns gesenkt. Spitzendeckerln. Alles voll Spitzendeckerln. Wir sitzen in der Kulisse der Siegerperformance des diesjährigen H13-Preises, den das Land Niederösterreich für diese flüchtigste aller Kunstformen vergibt. Es ist schon der 13. H13, benannt nach der Wiener Adresse des Kunstraums NÖ, Herrengasse 13.

Diesmal ist die Jury dem Konzept der Multimediakünstlerinnen Helena (früher bekannt unter Chilo) Eribenne gefolgt, die dadurch seit Mai Zeit hatte, die Premiere (das ist hier wichtig) ihrer Performance „Woman to Woman II“ vorzubereiten. Und dabei spielen eben Spitzendeckerln eine spezielle Rolle. Wir befinden uns nämlich in den Siebzigerjahren, genauer im Jahr 1974, in einem typischen afrokaribischen Wohnzimmer in London – samt Ananas-Eiskübel, Plastikblumen und Glasfisch. Und das ist kein Zufall bei Eribenne, ist sie doch in diesem Dunstkreis aufgewachsen. Bevor sie für kurze Zeit ein echter Popstar wurde (mit der englischen House-Band S'Express). Bevor sie 1999 erstmals nach Wien kam, das für sie im Flex begann, wo sie als DJane auflegte. Bevor sie den Musiker Franz Pomassl kennenlernte und über ihn den Maler Franz Graf, bei dem sie bis 2004 an der Akademie der bildenden Künste studierte.

Bis 2007 pendelte sie noch zwischen Wien und London, seither ist sie ganz hier zu Hause. Wien, wo immer alles 20 Jahre später geschehen soll, sogar der Weltuntergang, wie ein alter Spruch sagt, den Eribenne gleich zum Titel einer ihrer Theaterperformances (Wienwoche 2016) gemacht hat. Dieses wohlige Retrofeeling, das sie einst nach Wien lockte, ist es noch da? Schwer zu sagen, schließlich lebe sie ja jetzt hier und könne etwaige Fortschritte anderswo nicht beurteilen. Die gewisse Kleinheit der Stadt und die relativ einfachen Möglichkeiten, an Finanzierungen zu kommen, haben sich jedenfalls für ihre Art, Kunst zu machen, als günstig erwiesen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.