Quergeschrieben

Dr. Google, die neue Lehrkraft für Tabletklassler

Politischer Zankapfel Bildung. Konsens herrscht bei der Digitalisierung der Pflichtschulen. Lesen bildet, Klicken und Wischen nicht unbedingt.

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Als eine amerikanische Highschool vor etwa fünfzehn Jahren ihre Bibliothek auflöste, auf Computer umsattelte und Lehrer zu Internet-Surf-Instruktoren ausbildete, schien das nicht wirklich ein Zukunftsmodell zu sein. Werch ein Illtum! Wüssten österreichische Schüler übrigens, von wem dieses Zitat stammt? Vermutlich wenige, weil: Ernst Jandl? Kein Stoff für die Schule. Wie viele andere Dichter, Schriftsteller und Denker auch nicht. Stattdessen werden Textsorten eingeübt, Leserbriefe, Meinungskommentare, streng nach Vorlage, jede kreative Abweichung oder Wortüberschreitung bringt Punkteabzug. Fantasie? Überbewertet. Literatur? Ein Orchideenfach. Aber ohne Kreativität ist auch Naturwissenschaft nur tote Materie. Lesen ist elitärer Luxus von Kindern bildungsnaher Eltern geworden. Wenn zu Hause Bücher herumstehen, wird danach gegriffen. Ein Drittel der Pflichtschulabgänger kann nicht oder nur unzureichend lesen, eine Bildungsreform, die diesen Namen verdiente, würde hier gegensteuern. Tut sie aber nicht. Stattdessen noch mehr Textsorten, am besten in Digitalhäppchen verfüttert. Nutzen ist das neue Lesen. Klug ist nicht der Mensch, smart ist sein handliches Gerät, das die virtuelle Welt allzeit auf Abruf bereithält.

„Smart Education in Smart Schools“ heißt denn auch Koreas ambitioniertes Bildungsprogramm: Das technologisch hochgerüstete Land hat sich den Umstieg auf papierlosen Unterricht 2,5 Milliarden Dollar kosten lassen. Mittlerweile sind in Korea 100 Prozent der Schulen online, 100 Prozent der Lehrer mit digitalem Lernen vertraut. 70 Prozent des Curriculums umfassen E-Learning-Angebote. 95 Prozent der jungen Koreanerinnen und Koreaner sind kurzsichtig, laut Experten die medizinische Konsequenz, wenn Kinder nur mehr auf Computer starren.

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