Verwaltungsrechtsexperte Bernhard Raschauer 71-jährig gestorben

Bernhard Raschauer
Bernhard RaschauerMichaela Bruckberger
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Der ehemalige Leiter der Aufgabenreformkommission und Professor für öffentliches Recht erlag einem Herzinfarkt.

Wien. Er war einer der Vordenker einer umfassenden Staatsreform, wie sie bis heute nicht gelungen ist: Bernhard Raschauer, emeritierter Professor am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Wien. In der Nacht auf gestern, Dienstag, ist Raschauer im 72. Lebensjahr an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Am 19. April 1948 in Wien geboren, absolvierte Raschauer neben seinem Jusstudium eine Ausbildung zum Akademischen Übersetzer für Englisch. Nach seinem Einstieg ins Berufsleben als Assistent bei Günther Winkler und der Promotion in Wien wurde er am Max-Planck-Institut für Völkerrecht in Heidelberg aufgenommen. Er habilitierte sich in Wien im Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und ausländischem öffentlichen Recht; 1982 wurde er außerordentlicher, 1989 ordentlicher Universitätsprofessor.

Umweltanwalt von Niederösterreich

Raschauer war Mitglied der Katholischen Akademischen Verbindung Norica im Cartellverband und ist immer wieder in öffentlichen Funktionen in Erscheinung getreten: So war er, ein deklarierter Gegner des Kraftwerksprojekts Hainburg und Unterzeichner des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens, 1985 bis 1991 Umweltanwalt des Landes Niederösterreich. Im Jahr 2000 wurde Raschauer unter Schwarz-Blau Leiter jener Aufgabenreformkommission, die Vorschläge zu einer Verwaltungsreform ausarbeiten sollte. Der nach ihm benannte „Raschauer-Bericht“ sprach sich für eine fast komplette Verlagerung der Gesetzgebung zum Bund mit der Vollziehung bei den Ländern aus.

SPÖ-Protest gegen möglichen Rechnungshof-Kandidaten

Dazu kam es bekanntlich bis heute nicht, wie auch die meisten Vorschläge des Österreich Konvents, dem Raschauer von 2003 bis 2005 angehörte, in Schubladen abgelegt wurden. Seine für manche allzu radikal wirkenden Ideen in der Aufgabenreformkommission – darunter der Ersatz des Bundesrates durch die Landeshauptleutekonferenz – holten Raschauer wieder ein, als er 2004 kurzzeitig als möglicher ÖVP-Kandidat für den Rechnungshof gehandelt wurde: Ob des von Raschauer propagierten Rückzugs des Staates protestierte die SPÖ gegen den parteifreien Experten.  

An der Universität, wo Raschauer nicht nur fachlich, sondern auch wegen seiner unprätentiösen und heiteren Art sehr geschätzt wurde, war der Professor emeritiert. Buchstäblich bis zuletzt – nämlich noch vorige Woche – war er bei KWR tätig, einer Anwaltskanzlei mit wirtschaftsrechtlichem Schwerpunkt. Er steuerte unter anderem seine umweltrechtliche Expertise bei. Raschauer hinterlässt seine Frau und drei erwachsene Söhne.  

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