Lisa Herzog rettet die Arbeit – und gewinnt dafür den Tractatus

(c) Lisa Herzog
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Der mit 25.000 Euro dotierte Essaypreis des Philosophicums Lech geht an eine Münchener Professorin.

Es gibt nur wenige Philosophinnen, die sich auch in der Welt der Wirtschaft zu Hause fühlen. Lisa Herzog ist so eine Grenzgängerin zwischen Elfenbeinturm und Werkbank, Arbeitsalltag und Utopie. Mit ihrem im Februar erschienenen Buch „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf“ hat die Professorin für Politische Philosophie in München einiges an Diskussionsstoff geliefert. Dafür erhält sie den diesjährigen Tractatus-Preis für Essayistik des Philosophicums Lech.

Von Herzog hört man etwas, was schon verklungen schien: ein Hohelied der Arbeit. Sie sieht in ihr kein notwendiges Übel, sondern „eine zutiefst menschliche Angelegenheit“, bei der wir mithilfe anderer Neues schaffen und so Gemeinschaft erleben. Deshalb stimmt sie nicht in den Chor jener ein, die hoffen, dass wir uns dank Roboter und bedingungslosem Grundeinkommen die Schufterei bald sparen können. Wir müssten die Arbeit also retten. Wie das? Indem wir das Solidarische an ihr wiederentdecken. Das heißt: Demut vor gemeinsamer Leistung statt Personenkult. Oder: Blick fürs große Ganze (etwa durch Jobrotation) statt einer Spezialisierung mit Scheuklappen, die VW-Ingenieure zu Verbrechern und Investmentbanker zur Gefahr für die Weltwirtschaft machen. Aber auch mehr Mitbestimmung durch Arbeitnehmer – mithilfe von Online-Abstimmungen, die Digitalisierung mache es möglich.

Der mit 25.000 Euro dotierte, privat finanzierte Tractatus-Preis wird am 27. September in Lech verliehen. Die Laudatio hält Lisa Herzogs Schweizer Kollegin Barbara Bleisch, die auch Mitglied der Jury war. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2019)

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