Kritik an "For Forest": Ein Projekt "ohne Hausverstand"

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Kritiker haben sich schon seit Monaten auf die Installation im Stadion eingeschossen - dazu gab es gleich mehrere Anlässe.

Die Präsentation des Kunstprojektes "For Forest" im Klagenfurter Wörthersee-Stadion ist von Kritik begleitet worden. Die FPÖ lud zu einer Pressekonferenz in der Nähe eines "echten" Waldes, das Team Kärnten forderte lückenlose Transparenz, was die Finanzierung angeht. Und einmal mehr gingen in den Sozialen Netzwerken die Wogen rund um den Stadion-Wald hoch.

Kritiker haben sich schon seit Monaten auf die Installation im Stadion eingeschossen - dazu gab es gleich mehrere Anlässe. So wurden immer wieder Befürchtungen laut, dass - anders als von der Stadtpolitik beteuert - Steuergeld für "For Forest" aufgewendet wird. Dann wurde bekannt, dass die speziell verschulten Bäume für das Projekt aus Belgien, Norddeutschland und Bologna nach Klagenfurt gebracht würden, obwohl man zuerst auf Kärntner Bäume zurückgreifen wollte. Und schließlich sorgte ausgerechnet eine sportliche Jubelmeldung für Misstöne: Denn der Kärntner Bundesligist WAC, der sich Ende der vorigen Saison überraschend für die Europa League qualifiziert hatte, hätte seine Spiele gerne im Wörthersee-Stadion ausgetragen. Daraus wird aber nun wegen "For Forest" nichts, die Spiele finden in Graz statt.

Besucher durch Schüler "künstlich in die Höhe getrieben"?

Mit diesen Kritikpunkten gestaltete auch die Kärntner FPÖ ihre Pressekonferenz. "For Forest" sei ein "Mahnmal für eine weltfremde Politik ohne Hausverstand", sagte Landesparteiobmann Gernot Darmann, der parlamentarische Initiativen im Kärntner Landtag ankündigte. Er beklagte entgangene Mieteinnahmen, weil in der Zeit keine Veranstaltungen stattfinden könnten und befürchtete, dass die Besucherzahlen durch Schulexkursionen "künstlich in die Höhe getrieben" werden: "Mein Sohn, der in die Volksschule geht, wird dieses Projekt im Stadion nicht anschauen", sagte Darmann. Er werde ihn entschuldigen und mit ihm stattdessen in die "echte Natur" gehen. Der Klagenfurter Stadtparteichef Wolfgang Germ nannte das Projekt mit Verweis auf die langen Transportwege der Bäume eine "CO2-Schleuder": "Man sollte anders für den Klimaschutz sensibilisieren als mit einem künstlichen Wald." Das Projekt "ist in Wahrheit ein Flop".

Gerhard Köfer vom Team Kärnten sagte laut einer Aussendung, die Freiheit der Kunst müsse "jederzeit gesichert und außer Streit gestellt" werden. Er sehe "For Forest" kritisch, aber: "Trotz der Notwendigkeit von Kritik ist die Art und Weise, wie sich eine andere Landtagspartei im Zusammenhang mit For Forest versucht in Szene zu setzen, absolut unwürdig und Hetze in Reinkultur", meinte Köfer mit einem Seitenhieb auf die FPÖ. In Sachen Finanzierung forderte er "lückenlose Transparenz": "Es kann nicht sein, dass unter Anwendung der Salami-Taktik regelmäßig neue Zahlen und Daten rund um direkte oder indirekte Subventionen durch das Land an das Tageslicht kommen." Es sei "frech", wenn aus verschiedenen Referaten die Begleitmaßnahmen von "For Forest" mitfinanziert werden, aber gleichzeitig erklärt werde, dass kein Steuergeld für "For Forest" verwendet wird.

Wie schon in den Wochen zuvor schlug am Donnerstag den Verantwortlichen des Projekts auf Facebook heftige Ablehnung entgegen - auch wenn sich am Tag der Präsentation mehr positive Stimmen als sonst in die Diskussion mischten. Die Kritiker warfen den Projektinitiatoren - trotz all ihrer Beteuerungen - Steuergeldverschwendung vor, andere verwiesen darauf, dass sie in einen natürlichen Wald gehen würden, wenn sie Bäume sehen wollen. Und richtig tief scheint der Zorn bei so manchem Fußballfan zu sitzen.

Bei dem Kunstprojekt "For Forest" wurden nach dem Vorbild der Zeichnung "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur" von Max Peintner fast 300 bis zu 14 Meter hohe Bäume im Klagenfurter Wörthersee-Stadion aufgestellt. Die Installation ist ab Sonntag bis Ende Oktober bei freiem Eintritt zu besichtigen. Der Schweizer Initiator Klaus Littmann möchte mit dem Projekt die Wahrnehmung herausfordern, die Installation sei durchaus auch als Mahnmal gegen den Klimawandel zu verstehen.

(APA)

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