Wenn Taktik wichtiger wird als das Land

Mit ihren Brexit-Strategien treiben die Parteien den Keil noch tiefer in die Gesellschaft.

Ginge es um das Wohl Großbritanniens, nicht um parteipolitische Taktik, hätte David Cameron wohl nie ein Brexit-Referendum abgehalten. Immer war es in diesem Drama die Strategie, die dominierte: einmal, um den Zusammenhalt der konservativen Partei zu retten (Cameron), ein anderes Mal, um die Regierung zu stürzen (Corbyn), und nun, um die relativ beste Ausgangsposition für vorgezogene Neuwahlen abzusichern (Johnson und Co.). Der Brexit ist ein Musterbeispiel dafür, wie Parteiführer ein Thema so lang ausreizen, bis sie daraus das Maximum an Gewinn lukriert haben.

Auch bei den jüngsten taktischen Spielen im Unterhaus geht es nicht etwa darum, die Europäische Union ohne Schaden für die Wirtschaft und den Frieden in Nordirland zu verlassen. Der Brexit ist wie ein Börsencrash geworden, bei dem alle versuchen, mit egoistischen Tricks noch einmal Gewinn zu machen, ungeachtet dessen, dass sie damit den Schaden erhöhen. Ob Johnson oder Corbyn: Sie treiben den Keil noch tiefer in die Gesellschaft. Sie stoßen jene vor den Kopf, die ihr Land gern weiterhin als Teil Europas sehen wollen. Und sie nutzen jene aus, die von der heilen Welt eines souveränen Königreichs träumen.

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