„Strudlhofstiege“: Deftiger Sex, fader Melzer

Theater in der Josefstadt/Sepp Gallauer
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Theater in der Josefstadt. Regisseur Janusz Kica und Bearbeiter Nicolaus Hagg beluden den zaubrisch schillernden Roman „Die Strudlhofstiege“ mit Doderers Biografie. Das ist zu viel. Die Aufführung hat jedoch Poesie und Humor.

Heimito von Doderer hatte sadomasochistische Neigungen. Huch! Würde Onkel Donald sagen. In der „Strudlhofstiege“ ist Sex kaum präsent. Was will man von einem Autor, der eine einschlägige Szene mit den Worten beendet: „Wir galoppierten gemeinsam durchs Ziel.“ Das klingt nach einer Nummer, an der eine Frau von heute nicht teilnehmen möchte.

Seit Donnerstagabend ist „Die Strudlhofstiege“ in einer neuen szenischen Fassung von Nicolaus Hagg im Theater in der Josefstadt zu sehen. Paare bespringen einander, wälzen sich auf dem Boden und auf Sofas, schlecken einander die Gesichter ab. Das wirkt alles ein wenig peinlich, aber keine Angst: Janusz Kica, Direktor Herbert Föttingers Mann fürs klassisch Edle, hat inszeniert, daher gibt es auch Poesie und Humor.

In das Drama wurden die Zeitgeschichte und Doderers Biografie eingewoben. Insofern verdient die Produktion durchaus das Etikett Uraufführung. Hagg hat bereits das Stück über „Die Strudlhofstiege“ bei den Festspielen in Reichenau 2009 verfasst, ein großes Ereignis im Südbahnhotel am Semmering. Maria Happel hat damals inszeniert.
Das Reichenauer und das Josefstädter Publikum sind einander wohl ähnlich. Darum ist es vorteilhaft, dass die jetzige Josefstädter Produktion sehr anders ist als jene in Reichenau. Vor allem filmischer.

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