Männliches und weibliches Verhalten in der Öffentlichkeit ist gesellschaftlich antrainiert. Männer machen sich demnach breit – und Frauen klein.
Geschichten des Jahres 2019

Manspreading: Wie man Platz nimmt

Breitbeiniges Dasitzen, Manspreading genannt, ärgert Frauen – und fällt Männern oft gar nicht auf. Über Mythen und Emotionen – und warum es in der Debatte um mehr geht.

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 11. September 2019 erschienen.

Jeder, der öffentliche Verkehrsmittel nutzt, kennt sie. Nicht jedem fallen sie auf: Breitbeinig dasitzende Menschen, meistens Männer, die es anderen beinahe unmöglich machen, am Sitz neben ihnen Platz zu nehmen. Es gibt solche, die selbst, wenn jemand neben ihnen sitzt, keinen Zentimeter an Platz hergeben, den sie mit ihren Knien beanspruchen. Und auch solche, die auf Hinweise, doch ein bisschen weniger breitbeinig dazusitzen, sodass man auch noch Platz hat, nicht einmal reagieren.

Während bei Frauen die Erwähnung eines solchen Verhaltens schnell zu dem Ausruf „Furchtbar!“ führt (und anschließend persönliche Strategien, mit Breitbeinigen umzugehen, diskutiert und verglichen werden), runzeln Männer oft die Stirn. Manche fühlen sich ertappt, sagen: „Das habe ich heute in der U-Bahn gemacht, das ist mir nicht aufgefallen“, andere hingegen persönlich angegriffen. Was, bitteschön, sei denn schlimm daran, einfach nur dazusitzen?

„Manspreading“ heißt der englische Begriff für das breitbeinige Sitzen. Männliches Ausbreiten, könnte man übersetzen. Der Terminus entstand 2013 durch eine Webkampagne, die darauf aufmerksam machen wollte; Verkehrsbetriebe in Städten wie Madrid und Istanbul, New York City und San Francisco starteten mittlerweile eigene Informationskampagnen. Manspreader können freie Sitze blockieren. Sie machen den öffentlichen Raum nicht angenehmer, weil sie unaufmerksam sind. So könnte man es sehen.

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