Wenn der Chef der treueste Investor wird

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.(c) REUTERS (Kai Pfaffenbach)
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Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing steckt seit Monatsbeginn 15 Prozent seines Einkommens in Aktien der Bank.

Auch so kann man seinen Glauben an das eigene Unternehmen demonstrieren und bei den verunsicherten Mitarbeitern Vertrauen schaffen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing macht seine Ankündigung wahr und steckt in den nächsten Jahren einen Teil seines monatlichen Einkommens in Aktien des DAX-Konzerns. Quasi per Dauerauftrag werden ab September bis Ende Dezember 2022 monatlich 15 Prozent von Sewings Netto-Vorstandsvergütung in Papiere der Deutschen Bank investiert.

Die Käufe erfolgen jeweils am 22. des Monats bzw. am darauffolgenden Börsenhandelstag, geht aus einer Pflichtmitteilung für die Börse hervor. Über die Laufzeit von 40 Monaten legt Sewing rund 850.000 Euro an.

Sewing will damit signalisieren, dass er voll und ganz hinter dem Radikalumbau des größten deutschen Geldhauses steht. Kurz nach der Vorstellung seiner Pläne Anfang Juli hatte Sewing gesagt, er wolle „mit gutem Beispiel vorangehen“: „Ich habe beschlossen, in den nächsten Jahren einen erheblichen Teil meines Festgehalts zu investieren.“

Sewing hat in der Tat viel zu tun, um die miese Stimmung in dem in einer Dauerkrise steckenden Geldhaus zu drehen. Er hat der Bank eine grundlegende Neuausrichtung verpasst. Einer der wichtigsten Punkte dabei: Das Investmentbanking, das der Bank milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Positionen aus dem Kassahandel mit Aktien seien inzwischen vollständig abgebaut und das Institut habe damit begonnen, die entsprechenden Systeme herunterzufahren, sagte Sewing vergangene Woche bei der „Handelsblatt“-Tagung.

Dabei geht es auch um einen massiven Personalabbau: Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis Ende 2022 um rund 18.000 auf weltweit 74.000 gesenkt werden.

Die Kosten für den Umbau in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro will die Bank aus eigener Kraft stemmen. Ein hartes Stück Arbeit, zumal die Bank im zweiten Quartal einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro gemacht hat. Für das Gesamtjahr und auch 2020 werden rote Zahlen erwartet. Dementsprechend soll es für 2019 und 2020 auch keine Dividende geben.

Fest steht, dass sich Sewing – zumindest in nächster Zeit – um sein Geld viele Papiere ins Depot legen kann. Die Aktie hat sich zwar vom Tiefstand Mitte August von 5,89 Euro wieder erfangen. Binnen eines Jahres hat sie aber fast ein Drittel an Wert verloren, in fünf Jahren sogar 72 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2019)

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