Lillian (Patrycja Płanik) wandert stumm. Inspiriert ist der Film von der US-Immigrantin Lillian Alling, die 1920 zu Fuß in ihre Heimat zurückkehren wollte.

„Lillian“: Eine Frau will verschwinden

In seinem ersten Spielfilm schickt der österreichische Dokumentarist Andreas Horvath eine junge Russin auf einen Gewaltmarsch durch die USA. Unterwegs formt sich das Bild eines unbekannten Amerikas.

Das Roadmovie gilt als utopisches Genre. Reisende, die ausbüxen, um Freiheit zu finden. Die sich der weiten Welt zuwenden, um neue Erfahrungen zu sammeln. Und irgendwann einen sicheren Hafen ansteuern. Mit ihren endlosen Highways und popmythisch aufgeladenen Landschaften eignen sich die USA besonders gut für solche Erzählungen. Selbst Europäer wie Wim Wenders und Aki Kaurismäki zieht es immer wieder dorthin. Doch es gibt auch eine andere Traditionslinie des Vagabundenkinos. Eine, die von Abkehr handelt, von Flucht und Verweigerung. Ihre Protagonisten sind keine Sinnsucher. Sie wollen schlichtweg verschwinden.

„Lillian“, der bemerkenswerte neue Film des österreichischen Dokumentaristen Andreas Horvath, fällt in diese Kategorie. Cannes-Premiere war im Mai, jetzt läuft er auch in Österreichs Kinos. Eine junge Russin kehrt darin New York den Rücken und macht sich auf den Fußweg nach Alaska. Unerbittlich schreitet sie voran, lässt sich von nichts und niemandem abbringen. Durch ein Amerika, das nicht nur vom Kino vernachlässigt wird: Durch den kargen Kern fernab der Küsten. Wo es schön und erhaben sein kann. Aber auch abweisend, unwirtlich, hart.

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