Fast jede Neue Mittelschule in Wien sei eine Brennpunktschule, sagt Susanne Wiesinger. Die Ombudsfrau für Kulturkonflikte sieht die Lösung in einer besseren Durchmischung der Kinder und das Problem in der Politik.
Sie sind seit Februar Ombudsfrau für Wertefragen und Kulturkonflikte im Bildungsministerium. Welchen Eindruck haben Sie in dieser Zeit von Österreichs Schulen bekommen?
Susanne Wiesinger: Ich hatte bei meiner Österreich-Tour natürlich nur Kontakt zu sogenannten Brennpunktschulen. Dabei habe ich gesehen, dass meine Schule (eine Neue Mittelschule im zehnten Wiener Gemeindebezirk, Anm.) kein Einzel- oder Sonderfall ist. Wir haben in ganz Österreich Probleme mit kulturellen Konflikten und ungenügenden Leistungen in der Schule.
Wie viele Brennpunktschulen gibt es?
In Wien sind es, würde ich sagen, fast alle öffentlichen Neuen Mittelschulen und in gewissen Bezirken auch ein Teil der Volksschulen. Generell kann man sagen: Je größer die Stadt, desto größer die Probleme. Dabei gäbe es Möglichkeiten, die Entstehung von Brennpunktschulen zu verhindern.
Und zwar welche?
Man müsste die Schülerschaft besser durchmischen. An den Brennpunktschulen herrscht ein unglaubliches Engagement. Diese Schulen leisten tolle Arbeit – sie haben ein Nachmittagsangebot, machen Projekte. Aber all das zieht die Eltern des Bildungsbürgertums nicht an. Man entscheidet sich doch für die Schule, in der man unter sich ist.