Vier Fußgänger sterben bei einem Unfall mit einer Geländelimousine. Der Fall wühlt die deutsche Hauptstadt auf. Und er wird sofort politisch instrumentalisiert – und zwar selbst am Unfallort, zwischen Rosen und Stofftieren.
Berlin. Der abgeknickte Mast liegt drei Tage später noch immer in einem Grünstreifen am Unfallort. Die Ampel ist nach wie vor abgeschaltet. Den Verkehr regelt niemand. Ein Passant schüttelt den Kopf: „Die Kreuzung ist jetzt unsicherer als vorher.“ Also unsicherer als am Freitagabend, als hier auf der Invalidenstraße im Herzen Berlins ein SUV, eine Geländelimousine der Marke Porsche, über die Fahrbahn schoss, gegen einen Masten prallte und dann auf dem Gehsteig vier Menschen tötete. Unter den Opfern waren ein dreijähriger Bub und seine Oma. Die Mutter des Kindes musste die Unfalltragödie mit ansehen.
Der Regen hat Montagvormittag viele Kerzenlichter ausgelöscht. Eine ältere Frau steckt eine gelbe Rose in das Meer aus Blumen und Kuscheltieren. Da und dort blitzen in Klarsichtfolien gelegte Briefe an die Opfer hervor. Es ist ein Ort der Trauer – aber nicht nur. „Autos sind Terror“, steht auf einem Pappkarton. Über den nassen Boden sind Zettel verstreut, die ein Fahrverbot für SUVs einfordern, denn „freiwillige Vernunft funktioniert nicht“. Man liest, dass SUVs „Menschen und das Klima“ töten.