Emotionaler Triumph des ehrlichen Kämpfers

Zum 19. Mal bei einem Grand Slam stemmte Rafael Nadal die Siegertrophäe, zum vierten Mal in New York.
Zum 19. Mal bei einem Grand Slam stemmte Rafael Nadal die Siegertrophäe, zum vierten Mal in New York. (c) APA/AFP/JOHANNES EISELE (JOHANNES EISELE)
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Rafael Nadal holte in einem epischen Finale gegen Daniil Medwedew den 19. Grand-Slam-Sieg. Nur noch einer fehlt ihm auf Federers Rekord.

New York. Rafael Nadal ist verletzbar, als Tennisspieler und als Mensch. Er selbst spricht gerne davon, wie nervös er beizeiten ist – nicht erst einmal verlor er ein Match, das er eigentlich schon in der Tasche gehabt hatte. Umso höher sind die Erfolge des Mallorquiners einzustufen, ganz besonders sein jüngster im Finale der US Open in New York gegen den Russen Daniil Medwedew.

Nach seinem 19. Grand-Slam-Titel trennt den 33-Jährigen nur noch ein Triumph von Roger Federers Rekord. Noch nie war er so nah dran am Schweizer, und plötzlich spricht die Tenniswelt offen davon, dass womöglich Nadal, und nicht Federer oder Novak Djokovic, als bester Spieler aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird. Nadal ist sich der Chance bewusst, er „würde es lieben, am Ende einen Grand-Slam-Sieg mehr zu haben“, sagt er in der Pressekonferenz.

Doch Nadal weiß, dass er womöglich nicht mehr viele Chancen bekommen wird. Oftmals machen dem Spanier seine Knie einen Strich durch die Rechnung. Der Druck ist enorm, das zeigte sich gegen Medwedew. So war im dritten Satz für Nadal angerichtet, er führte mit 2:0 in Sätzen und Break. „Ich bereitete mich schon auf die Siegerehrung als Verlierer vor“, wird Medwedew später sagen. Doch mit drei leichten Fehlern schenkt Nadal dem Russen das Break zurück und verliert den Satz – ehe er schließlich mit 7:5, 6:3, 5:7, 4:6 und 6:4 doch noch gewinnt.

Die Tränen laufen Nadal über das Gesicht, während im Arthur Ashe Stadion vor knapp 24.000 Tennisfans Bilder seiner 19 Grand-Slam-Triumphe über die Bildschirme flattern. „Das war einer meiner emotionalsten Momente“, sagt Nadal am Ende eines denkwürdigen Tennisnachmittags, während die Abendsonne hinter Manhattan untergeht. Am Ende hatte der groß aufspielende Medwedew gar Breakball zum 5:5, nur ein Hauch trennte ihn von seinem ersten Grand-Slam-Titel.

So aber gewann wieder einmal einer der „Big Three“ und das Rennen um den Titel des besten Spielers aller Zeiten geht weiter. In Zahlen: Federer, 38, hält bei 20 Siegen auf höchster Ebene, Nadal, 33, nun bei 19, Djokovic, 32, bei 16. Eine derartige Epoche der absoluten Dominanz dreier Spieler hat das Tennis noch nie erlebt und Experten gehen davon aus, dass die Rekorde des Trios jahrzehntelang ungebrochen bleiben werden.

Noch ist es müßig, darüber zu diskutieren, wer als GOAT (Greatest Of All Time) in die Geschichte eingehen wird. Federer hat die meisten Wochen als Weltranglistenerster und die meisten Turniersiege insgesamt zu Buche stehen. Nadal kann sich mit olympischem Gold im Einzel rühmen und hat die meisten Triumphe bei Masters-1000-Turnieren. Djokovic schaffte als einziger des Trios das Kunststück, alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeitig zu halten.

„Das sollen andere beurteilen“, findet Nadal. Er möchte die meisten Titel holen, hält jedoch fest: „Es würde mich nicht glücklicher machen. Was mich glücklich macht, ist die Tatsache, dass ich immer mein Bestes gebe.” Rafael Nadal, der ehrliche Kämpfer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2019)

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