Quergeschrieben

Wahlkrampf mit hängen gebliebenen Schlachtwortplatten

Wir erleben einen kulturlosen Wahlkampf. Die Gefahr, in Zeiten wie diesen an chronischem Parteienüberdruss zu erkranken, ist dementsprechend groß.

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Üblicherweise herrscht in Vorwahlzeiten eifriges Wettfischen im Künstler-Promi-Teich. Schenken Sie mir Ihre Empfehlung, danke vielmals, und in ein paar Jahren hören Sie wieder von uns. Seit Bruno Kreisky angelte sich die SPÖ stets die prominentesten (und mitunter in ihrer Wortwahl nicht immer zimperlichen) Wahlempfehler. Vielleicht hat das Bekennervideo von Christiane Hörbiger, vor allem die überaus harschen und teils untergriffigen Reaktionen darauf, diesem Künstler-(Ge)brauch nun ein Ende bereitet.

Abgesehen vom genüsslich kolportierten Schwesternzwist zwischen Christiane-pro-Kurz-Hörbiger und Elisabeth-pro-Rendi-Wagner-Orth aber werden die Begriffe Kultur oder gar Kunst in den Politwortspenden sorgsam ausgespart. Dabei gäbe es offene Baustellen zuhauf. Mehr als ein Drittel der Künstlerinnen und Künstler – ebenso potenzielle Wählerinnen und Wähler also wie Mindestpensionisten oder alleinerziehende Billaverkäuferinnen – lebt weit unter dem Existenzminimum. Der Künstlersozialversicherung mangelt nach wie vor der soziale Aspekt. Theater und Museen fordern dringlichst Inflationsanpassungen. Kleine Institutionen kämpfen ums Überleben. Freilich, noch ist nicht aller Tage Wahlabend, vielleicht wird ja in einer Elefantenrunde zum Wohle der politischen Kultur auch einmal über Kunst debattiert. Schließlich profitiert Österreich umwegrentabel von der Kunst, Touristen kommen nicht wegen des blauen Wunders von Ibiza, sondern wegen intakter Natur und vielfältiger Kultur.

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