Lebensqualität

Geht es nach dem Human Sustainable Development Index, liegt  Norwegen in  Führung. Naheliegend als Outdoor-Nation (trotz großem Öl-Business).
Geht es nach dem Human Sustainable Development Index, liegt Norwegen in Führung. Naheliegend als Outdoor-Nation (trotz großem Öl-Business).Thomas Rasmus Skaug
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Ist Lebensqualität messbar? Eine Bezweiflung jener Studie, bei der Wien regelmäßig führt.

Oft kommt einem diese jährliche ­Studie der Unternehmensberatung Mercer zur Ermittlung der Stadt mit der höchsten Lebensqualität unter. Wien gewinnt sie 2019 schon zum zehnten Mal, vor Zürich und Auckland. In anderen Ländern lese ich allerdings immer von anderen Studien. In Amsterdam hat wieder einmal Amsterdam die höchste Lebensqualität, in Stockholm liegt Kopenhagen knapp vor Stockholm, in Genf führt anstelle von Wien meistens Genf vor Zürich.

Mercer vergleicht dabei 231 internationale Großstädte anhand von 39 Kriterien der Bereiche Politik, Soziales, Wirtschaft, Umwelt, Gesundheit und Bildung. Es sind auf die Mercer-Kundschaft zugeschnittene Kriterien, auf ausländische Expats in Wien. Wichtig sind diesen
Leuten die „Verfügbarkeit internationaler Flüge“, die „Verfügbarkeit internationaler Schulen“, kurz gesagt herrschen für mich persönlich nicht so ausschlaggebende Faktoren vor. Viele Daten dieser Top-End-Befragung werden durch Fragebogen-Angaben der internationalen Kundschaft gewonnen. Das Ergebnis ehrt Wien, sagt aber auch nur aus, dass sich Manager bei uns ausgesprochen wohlfühlen.

Die Wissenschaftlichkeit der Mercer-Studie ist so lang nicht gegeben, als die Rohdaten der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen, die Schlüsse somit auch nicht verifiziert werden können. Es handelt sich daher um eine populärwissenschaftliche Meinungsumfrage, die in dankbaren Medien schmeichelhaft als „Studie“ rezipiert wird. Ob jene anderen Studien, die Amsterdam, Kopenhagen oder Genf in Front sehen, seriöser sind, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Eine spürbar höhere Aussagekraft hat der Human Development Index (HDI). Herausgegeben von den Vereinten Nationen, bewertet er allerdings Länder, nicht Städte. Österreich liegt meist zwischen Rang zehn und 20, der Seriensieger heißt Norwegen, dahinter Schweden und die Schweiz. Jüngst wurde die Liste erweitert auf den Human Sustainable Development Index (HSDI), bei dem die Treibhausgas-Emissionen mitgezählt werden. Auch hier liegt Norwegen vor Neuseeland in Front, Österreich belegt Rang 14.

NEU: Martin Amanshauser, Es ist unangenehm im Sonnensystem, Kremayr & Scheriau 2019.

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