''British Polluters''
Der Ökoschmäh des Ölgiganten
Seit über einem Jahrzehnt feilt der Ölriese BP an seinem Ökoimage. Aus "British Petroleum" sollte "Beyond Petroleum" werden. Mehr als Fassade ist das allerdings nicht: Ein grüner Wandel fand nie statt.

Seit über einem Jahrzehnt versucht der drittgrößte Ölkonzern der Welt, der aufgrund der Ölpest im Golf von Mexiko in die Kritik geraten ist, sich ein umweltfreundliches Image zu geben.Ende der 1990er Jahre wurde das Ritterschild gegen ein grün-gelbes Sonnenlogo getauscht. Das Kürzel BP sollte nicht mehr für "British Petroleum" stehen, sondern für "Beyond Petroleum" ("über Erdöl hinaus").
(c) EPA (Daniel Beltra/Greenpeace)

1997 erkannte der damalige BP-Chef John Browne als erster Konzernchef den menschengemachten Klimawandel an.Es gebe "zunehmende Beweise" dafür. Es sei "wenig weise und potenziell gefährlich", sie zu ignorieren, sagte Browne damals.BP wolle sich künftig der "Verantwortung für die Zukunft und eine nachhaltige Entwicklung" der Erde stellen.
(c) EPA (Adrian Dennis)

1999 kaufte BP für 45 Millionen Dollar die Fotovoltaikfirma Solarex und nannte sich "weltgrößtes Solarunternehmen".Die passende grüne Imagekampagne kostete übrigens mehr als das Vierfache.Ein wirklicher Wandel fand nie statt.
(Kimberly White)

Das "Wall Street Journal" urteilt: "Was BP bislang pro Tag an erneuerbaren Energien erzeugt, ist weniger als ein Zehntel eines Prozents seiner Öl- und Gasproduktion." Zwei Beispiele zeigen, dass sich das wohl gepflegte Öko-Image bei genauerer Betrachtung vor allem als inhaltsleeres PR-Mittel entpuppt.
(c) EPA (SANDISON/GREENPEACE)

2007 gab BP bekannt, mehrere Milliarden in Ölsand zu investieren. Die Narben, die durch die Förderung bleiben, sieht man sogar aus dem Weltall: Riesige Flächen, die auf Satellitenbildern grau erscheinen."Dass BP sich an diesem Geschäft beteiligt, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht ihrer eigenen Rhetorik, sondern diese Vorräte sollten im Zeitalter des Klimawandels überhaupt nicht gefördert werden", sagte Greenpeace.
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2009 schadete ein Brand auf dem weltgrößten Solardach im südhessischen Bürstadt dem Image des britischen Ölgiganten. Im Zuge der folgenden Untersuchungen wurde klar: BP hat bei einer Rückrufaktion nachlässig gehandelt.
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2010 ist BP nun im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko in Bedrängnis geraten. Mittlerweile haben sogar Aktionäre den Energiekonzern BP verklagt.
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"Das Deepwater-Desaster hat für BP und seine Tochtergesellschaften finanzielle Konsequenzen, die sich auf Milliarden Dollar belaufen. Diese beinhalten die Haftung für den Schaden an Eigentum, kommerziellen Interessen und an der Tierwelt", heißt es in der Klageschrift.
(c) AP

Die Katastrophe habe den Marktwert von BP um 40 Milliarden Dollar (32,4 Mrd. Euro) geschmälert, vor knapp einem Jahr waren alle Aktien des Unternehmens noch über 100 Millionen Dollar wert. Das Gerichtsverfahren im US-Staat Delaware wurde von dem Privatinvestor Robert Freedman und der Verkehrsbetriebsgesellschaft Southeastern Pennsylvania Transportation Authority (SEPTA) angestrengt.
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BP äußerte sich zunächst nicht zu den Anschuldigungen.
(c) Reuters (Jason Reed)

BP-Chef Hayward kämpft seit Wochen nicht nur gegen das sprudelnde Erdöl, sondern auch um das Image seines Konzerns.BP habe sich verpflichtet, "alles zu unternehmen, was wir können, um die Auswirkungen dieses tragischen Ereignisses auf die Menschen und die Umwelt der Golfküste zu mindern", so Hayward.
(c) Reuters (Lee Celano)

Das Öl sprudelt indes weiter ins Meer und verursacht dem Konzern täglich Kosten von 33 Millionen Dollar.In Summe dürften die Schäden geschätzte zwölf Milliarden Dollar ausmachen. Auch Schadenersatzklagen drohen.
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Laut Analysten sind Kosten bis zu 20 Milliarden Dollar aber "kein Problem". So hat der Energieriese allein in den ersten drei Monaten 2010 rund 5,6 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.Fazit: BP wird das Umweltdesaster finanziell ohne gröbere Probleme überstehen. Und das Öko-Image hat sich über die Jahre als grünes Feigenblatt erwiesen...
(c) Reuters (Richard Carson)