Sportpolitik: Der Stadion-Leerlauf

Peter Hacker.
Peter Hacker.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Stadtrat Hacker beklagt Qualität der ÖFB-Unterlagen, die Türe sei trotz Kostenfrage „nicht ganz zu“.

Wien. In der anhaltenden Debatte um ein Fußball-Nationalstadion sprach sich Gerhard Weil, SPÖ-Bürgermeister von Bruck an der Leitha, doch für Wien als Standort aus. Öffentliche Anbindung und Verkehrslösungen seien dort mit Abstand die besten. Wer denn aber auf die wahnwitzige PR-Idee gekommen war, das 8073 Einwohner zählende Bruck an der Leitha für ein 50.000 Zuschauer fassendes Stadions ins Spiel zu bringen? Es war Gerhard Weil selbst.

Obwohl die Chancen in Wien beschränkt scheinen – es blieben der Prater (mit Neubau oder Renovierung des Happel-Ovals), Seestadt, Südstadt oder Rothneusiedl zu überdenken –, sei die Tür zum Büro des zuständigen Stadtrates, Peter Hacker, „nicht ganz zu. Es gibt kein radikales Njet.“ Aber mit den bisher erhaltenen Unterlagen des Fußballbundes sei er nicht zufrieden. „Ich muss sagen, es ist ziemlich enttäuschend, welche Unterlagen in welcher Qualität aktuell auf unseren Tischen liegen zum Thema Nationalstadion.“ Das wiederum irritiert, weil der Politier diesen Umstand erst jetzt ins Treffen führt und nicht gleich nannte.

Auch bei der Kostenschätzung, von 150 bis 300 oder 400 Millionen Euro trennen ÖFB und Wien Welten. Steuergeld einfach so zu verwenden sei keine Option. „Wenn am Ende des Tages überbleibt, wir sollen halt ein paar Hundert Millionen aus dem Steuertopf nehmen, dann kann ich nur sagen, das ist vielleicht unter Fürsten möglich, aber nicht in Demokratien, und nicht mit mir als Sportstadtrat.“

„Stadion-Duell“ statt Konsens

Mit dem in die Jahre gekommenen Happel-Stadion sei die Stadtregierung zufrieden. Es funktioniere gewinnbringend, von 80 Veranstaltungen im Jahr 2019 waren drei Fußballspiele. Mit Fußball allein könne man kein Stadion in Österreich „auch nur irgendwie betreiben“. Laut Hacker laufe dazu aktuell eine merkwürdige Diskussion, mit unterschiedlicher politischer Intention offenbar: „Ich kann mir nur wünschen, dass wir wieder auf die Ebene der Vernunft kommen und Gespräche führen – auf Basis guter, brauchbarer Unterlagen.“

Damit liegt der Ball wieder beim ÖFB. Das „Stadion-Duell“ geht in die nächste Runde. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2019)

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