Deutschland ist noch immer bei Selbstfindung

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Nach Arbeitssieg in Belfast fordert Joachim Löw Geduld.

Belfast. Dank eines hart erkämpften 2:0-Siegs in Nordirland liegt das deutsche Nationalteam als Tabellenführer der Gruppe C wieder auf EM-Kurs. „Am Ende zählen drei Punkte, das haben wir erreicht. Von daher können wir zufrieden sein“, meinte Teamchef Joachim Löw nach dem wenig glanzvollen Auftritt seiner jungen Elf. „Man hat in manchen Phasen gesehen, dass die Mannschaft so noch nicht zusammengespielt hat. So einfach, wie das manche denken, geht es halt auch nicht.“

Der jüngste 2:4-Rückschlag gegen die Niederlande hat Zweifel am raschen Reifen zu einer starken Turniermannschaft gesät, auch wenn Marco Reus in Belfast betonte: „Wir haben einen wichtigen Schritt getan.“ Die zahlreichen Ausfälle von Leroy Sané bis ?lkay Gündoğan und dadurch erzwungene Umstellungen behindern das Zusammenwachsen der Mannschaft. So war auch im Windsor Park kein echter Anführer auf dem Rasen zu erkennen. Von einem Routinier wie Manuel Neuer, 33, erwartet Löw ebenso wie von den erfahrenen Kroos, 29, oder Reus, 30, mehr Führungsstärke. „Klar, die müssen Führungsaufgaben übernehmen“, sagte der DFB-Teamchef.

Das Potenzial abrufen

Auf die zentrale Frage wusste Löw, der Weltmeistertrainer von 2014, auch keine Antwort. Reicht die Zeit, um schon 2020 wieder um Titel zu spielen? „Der Weg in die Spitze ist kein einfaches Unterfangen. Wir haben noch einige Monate Zeit und noch einige Länderspiele. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, wo wir stehen. Das kann ich jetzt auch nicht sagen“, sagte der 59-Jährige. Das Potenzial sei jedenfalls vorhanden, meinte Löw, mit Blick auf noch nicht ausgereifte Ausnahmetalente wie Kai Havertz. „Bei einem Turnier hängt es von vielen Faktoren ab. Wenn wir komplett sind, haben wir schon eine sehr gute Mannschaft.“

In den kommenden Wochen wartet auf Löw und seinen Betreuerstab viel Arbeit. Am 9. Oktober gastiert Argentinien zu einem Freundschaftsspiel in Dortmund, am 13. Oktober geht es in der EM-Qualifikation Estland weiter. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2019)

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