Neue Brille, neue Show: Peter Klien.

Peter Klien: „Harald Schmidt ist mein Gott!“

Peter Klien, der „Robin Hood der Gebührenzahler“, bekommt eine Sendung auf ORF 1: In „Gute Nacht Österreich“ nimmt er die Politik aufs Korn und findet das „sehr erfrischend“.

Entwarnung kann vorerst nicht gegeben werden. Auch wenn Peter Klien seinen Job als Außenreporter von „Willkommen Österreich“ schweren Herzens an den Nagel hängt: Bekannte (Politiker-)Persönlichkeiten wird er auch weiterhin mit peinlichen Fragen aufs Glatteis führen, zumindest hin und wieder. „Es ist Wahlkampf. Also werde ich es nicht ganz bleiben lassen“, verspricht Klien. „Die Leute erwarten von mir, dass ich Politikern auf die Nerven gehe.“ Er werde daher sein Alter Ego, den „Robin Hood der Gebührenzahler“, in seine neue Sendung mitnehmen.

Ab morgen, Donnerstag, bespielt der Satiriker mit „Gute Nacht Österreich“ den Spätabend von ORF 1 (um 21.55 Uhr). Eigentlich, sagt er, sei er verwundert, dass die Leute noch immer stehen bleiben, wenn er mit dem Mikro auf sie zueilt, „selbst auf die Gefahr hin, verarscht zu werden“. Viele Politiker hätten erkannt, dass ein – wenn auch unfreiwillig – komischer Auftritt „Potenzial bei den Wählerinnen und Wählern“ habe. Und: „Die Politiker sind um einiges humorvoller, als man ihnen zutraut.“

News-Comedy und Late-Night-Show

In seiner Mischung aus News-Comedy und Late-Night-Show wird Klien die Vertreter des Establishments auch nicht mit Glacéhandschuhen anfassen. Los geht's mit Stand-up-Comedy: „Das ist das Allerschönste, vor allem in Wahlkampfzeiten“, frohlockt Klien – und teilte bei einem Probedurchlauf vor Journalisten in alle Richtungen aus. Gegen die FPÖ: Ob man beim Abgang von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus von einem „Braindrain“ sprechen könne? Gegen die ÖVP: Die Spende von Heidi Horten sei „die größte Summe, die je mit dem Enkeltrick erbeutet wurde“. Gegen die SPÖ: Pamela Rendi-Wagner werde bald „wesentlich mehr Zeit haben“. Zweiter Teil der Show sind Rubriken wie „Virale Videos unter 1000 Views“, „Insta-Politics“ oder eine Presseschau. Vor den Journalisten analysierte Klien Gemälde und diagnostizierte Haarspliss bei Dürer, Lebensmittelvergiftung bei Munchs „Der Schrei“ und „Gangsta-Moves“ bei Schiele. Nicht gerade der stärkste Moment in dieser Generalprobe. Drittes, zentrales Element der Sendung: ein satirisches Dossier, für das die Plattform Dossier die Fakten recherchiert. „Ziel ist, dass man etwas lernt und lachen kann.“ Am Donnerstag geht es um das Thema Parteienfinanzierung. Zu trocken? Dann blendet Klien eben Katzen-Videos ein . . .

„Aus den USA inspiriert“

Vorbilder gibt es für das Format einige. Klien nennt Harald Schmidt – „Das ist mein persönlicher Gott!“ – und hat sich „viel aus den USA inspirieren“ lassen, von Stephen Colbert („The Late Show“) und John Oliver („Last Week Tonight“). Er kann sich auch Aktionismus à la Jan Böhmermann vorstellen (der SPD-Chef werden will): „Da gibt es auch schon konkrete Planungen“, verspricht Klien, ohne Details ausplaudern zu wollen.

Für Satire gebe es nur zwei Grenzen: „Alles, was im Strafrecht verboten ist. Und es darf nicht langweilig sein.“ Dass er auch Philosophie studiert hat, sei kein Schaden: „Es hilft, Distanz zu halten, sich nicht einlullen zu lassen. Und man hat sich mit allen möglichen Weltbildern auseinandergesetzt. Da weiß man, wenn eine Aussage getätigt wird, welches Gesellschafts- oder Menschenbild dahinter steht.“ Den Job als Uni-Lektor musste er aus Zeitgründen aufgeben, auch wenn Studenten seine Veranstaltungen gestürmt haben: „Aber es war weniger lustig, als sie erwartet haben. Ich kann ja nicht eine Philosophie-Vorlesung halten und in jedem dritten Satz einen Witz machen.“ Die Witze für seine Show kommen vorwiegend von Autoren, nur zu einem sehr kleinen Teil von ihm selbst. Das tut Klien leid. Auch das Außenreporter-Dasein vermisst er. „Aber in diesem Studio zu stehen und schimpfen zu dürfen, ist auch sehr erfrischend.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2019)

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